Archiv für den Monat: November 2010

Zurück aus Röhrenland

Die elfte Ausgabe des „European Triode Festival“ war Urlaub von der wirklichen Welt – wieder einmal. Knapp drei Tage nur normale Leute ;-), Unmengen von Eindrücken, unbezahlbare Informationen, HiFi zum Staunen, kurzum: Ferien für Audio-Nerds

So langsam wird’s eng in Stella. In diesem Jahr gab’s in der Ferienanlage an der französischen Kanalküste (nein, ich hab‘s auch in diesem Jahr nicht an den Strand geschafft, obwohl er nur ein paar hundert Meter weit weg ist) ernsthafte Platznot. Letztlich war in allen Vorführräumen keine einzige freie Wand mehr zu finden, vor jeder davon stand tönendes Equipment.

Wir waren verhältnismäßig früh vor Ort und hatten von daher das Glück, uns noch eine relativ großzügige Ecke vom Kuchen abknapsen zu können. „Wir“ bedeutet in diesem Fall eine Koproduktion von diversen Leuten: Analog-Multitalent Frank Schröder, Klangmeister Georg Stracke, Jochen Heinze, Christian Gather und meine Wenigkeit. Dazu kommt ein bisschen Joachim Gerhard, ohne den in der Selbstbauwelt derzeit gar nichts geht. Das gipfelte in einem Setup der etwas anderen Art: Als Lautsprecher fungierte unsere Coco15, über die es in Klang + Ton 1/2011 Genaueres nachzulesen geben wird. Wir wollten sie aktiv ansteuern; zu diesem Zweck hat Georg eine maßgeschneiderte Röhrenweiche gebaut, die aber leider nicht ganz so brummfrei lief, wie wir das gerne gehabt hätten. Letztlich landeten wir bei einer Bi-Amping-Variante, die ganz ausgezeichnet funktioniert hat: Georgs großartige EL12-Endstufe bediente den vom Spannungsteiler befreiten Hochtontreiber, ein paar eigens von Jochen gebaute SymAsyms machten dem Fünfzehnzöller Feuer unterm Neodym.

Vorne dran gab’s einen Transformator-Lautstärkesteller mit Eingangswahlschalter, ebenfalls von Georg. Alle Maschinchen haben wir in die hübschen Hammond-Aludruckgussgehäuse eingebaut und einheitlich lackiert (für den prima „paint job“ geht mein herzlicher Dank an Micha Rochow, den Logistiker des Brieden-Verlages); ich wage zu behaupten, dass das eine optisch wie klanglich sehr gelungene Kombination war.

Die Musik kam von einem Plattenspieler der etwas anderen Art: Frank Schröder schafft es immer wieder, zu Veranstaltungen dieser Art (mindestens) einen Plattenspieler mitzubringen, der an Exklusivität kaum zu toppen ist. In diesem Falle war’s ein an Massivität kaum zu überbietendes australisches Commonwealth-Studiolaufwerk (Baujahr 1969, wenn mich nicht alles täuscht), das in einem Block aus 15 Zentimeter starkem Hartgewebe steckte. Kaum weniger exotisch die Oberflächengestaltung: Frank verkleidete den Block mit einem Kunstfurnier aus schwarzem und weißem Ebenholz. Und da es viel zu gewöhnlich wäre, so einen Plattenspieler einfach auf ein Rack zu stellen, brachte Frank vier luftgefüllte Schwingungsdämpfer mit, auf denen normalerweise ein Elektronenmikroskop steht. Per Handpumpe werden die Zylinder auf die erforderliche Höhe gebracht und bewirken eine sehr effektive Entkopplung vom Untergrund. Dieser Plattenspieler dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Exklusivste sein, das jemals auf einem Ikea-Tisch vom Typ „Lack“ gestanden hat.

Obendrauf steckte Franks Ausflug ins Land der kardanischen Tonarme; das gute Stück hat er exklusiv für Artemis Labs entwickelt. Tonabnehmer? Natürlich gab’s auch hier einen Extremisten: „Puritas“ von Allnic Audio. Joachim Gerhard schneiderte dem relativ hochohmigen System eine spezielle Version seiner Transimpedanz-Phonovorstufe auf den Leib, der Berliner Elektronik-Spezialist Andreas Schubert baute eigens dafür eine per Röhre geregelte Spannunsgversorgung. Wer noch mehr wissen will, der möge fragen und die Kommentarfunktion bemühen.

An mindestens zwei Stellen gab’s Dinge zu bestaunen, die noch seltener sein dürften als jenes Laufwerk: Da wäre einmal ein Paar simpler Spanplattenkisten, in denen einer der größten Schätze steckte, den es in Sachen Lautsprecher geben dürfte: ein Paar Eckmiller-Feldspulenlautsprecher aus dem Jahre 1943. Mein Dank geht an Alexander Kriegel, der eines der ganz wenigen Paare davon besitzt (von genau diesem Typ möglicherweise sogar das weltweit einzige funktionstüchtige) und den ETF-Teilnehmern die Möglichkeit gegeben hat, sich einen klanglichen Eindruck von den Schätzchen zu machen. Ich jedenfalls war total platt. Die Eckmillers können praktisch alles, was ein moderner Lautsprecher auch kann. Sie produzieren echte tiefe Töne, einen feinen und seidigen Hochtonbereich und gehen dabei außerordentlich dynamisch zur Sache. Wenn man richtig sitzt, gibt’s eine frappierende Raumabbildung. Da drängt sich mal wieder die Frage nach dem Fortschritt in den letzten 67 Jahren Audiotechnik auf. Fragen Sie mich im Moment besser nicht nach meiner Antwort darauf…

Dazu passt, und auch da bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich mich darüber freuen soll, das Ergebnis des diesjährigen Shootouts: Beim jedem ETF gibt es eine Art Wettbewerb zwischen Konzepten zu einem Thema. In diesem Jahr waren das Horn-/Treiberkombinationen für den Mitteltonbereich ab 600 Hertz. Aus 16 Teilnehmern verschiedenster Herkunft und Bauart hat sich letztlich durchgesetzt: eine Siemens-Klangfilm-Kombi aus den Dreißigern. Platz zwei ging an eine Siemens-Klangfilm-Kombi aus den Fünfzigern. Ich halte mich nun nicht unbedingt für einen beinharten Anhänger von Vintage-HiFi, aber ich habe alle Kandidaten gehört und bin der Meinung, dass das Ergebnis völlig in Ordnung geht. Was uns das über all die weitaus moderneren Kombinationen sagt, dürfen Sie selbst entscheiden.Die nächste Überraschung gab’s von Joachim Gerhard. Derzeit von kommerziellen Zwängen nur in geringem Umfang gebremst, entwickelt der als Lautsprecherprofi bekannt gewordene Tausendsassa (Audio Physic, Sonics) an allen Ecken und Enden der HiFi-Welt hoch innovative Konzepte mit einer Geschwindigkeit, die Menschen mit normalsterblicher Auffassungsgabe schwindeln lässt. Joachim ist, und das meine ich vollkommen ernst, vom Schicksal mit einer Gabe bedacht worden. Und die reduziert sich nicht auf seine erstaunliche Fähigkeit, technische Sachverhalte intuitiv zu erfassen, zu verstehen und weiterentwickeln zu können. Mindestens genauso erstaunlich ist die Leichtigkeit, mit der er Menschen kennen lernt und miteinander bekannt macht: Zweifellos ist er derzeit der bedeutendste Multiplikator, den die Szene zu bieten hat.

Mit der Unterstützung von Martina Schöner, the hardest working woman in HiFi und Loricraft-Frontfrau, stellte er in Stella eine Anlage auf die Beine, die überaus Erstaunliches leistete: zwei Schallwände mit je drei kleinen Breitbändern und einem elastisch aufgehängten rückwärtigen Hochtöner, kombiniert mit zwei W-Dipol-Subwoofern, vollkommen entgegen der Lehrbuchmeinung in der Raumecke aufgestellt. Das Ergebnis war ein schon fast brutal dynamisches, überaus offenes und lebendiges Klangbild, das überall im Raum erstaunlich stabil blieb. Hauptverantwortlich dafür ist die spezielle Abstrahlcharakteristik, die Joachim dem Lautsprecher anerzogen hat. Zu Monopol, Dipol, Bipol und Konsorten gesellt sich jetzt der G-Pol, und über dessen Funktionsweise hat er am Samstagmorgen einen sehr interessanten Vortrag gehalten. Davon wird’s sicherlich demnächst mehr zu sehen und zu hören geben.

Und noch eine Entwickler-Koryphäe durften wir in Stella begrüßen: JC Morrison, eine der Legenden des Untergrund-HiFi überhaupt. Nach langer Abstinenz von der Audio-Szene hat er derzeit den begehrtesten Jobs inne, den man sich als HiFi-Verrückter denken kann: Er entwickelt für den koreanischen Hersteller Silbatone Elektronik, die gängige Dimensionen von Aufwand und Kosten sprengt.

Der Eine oder andere wird den exklusiven Gerätschaften übrigens schon einmal begegnet sein: Das waren nämlich diejenigen, die auf der letzten High End mit jenem wunderbaren alten Western Electric-Kinohornsystem so großartig Musik gemacht haben.

Der Silbatone-Vorverstärker war auch beim ETF zu Gast. Was genau er kostet weiß ich nicht; höchst wahrscheinlich will ich das auch gar nicht. Fest steht allerdings, dass das Gerät kaum mehr als ein Einzelstück ist und mit uns zurück gefahren ist. Bis zur nächsten High End darf ich damit spielen und Musik hören. Mein Dank dafür gebührt Christof Kraus von Silvercore, der einen Teil der Induktivitäten für jene Unglaublichkeit fertigt (die anderen baut Dave Slagle). Meine Herren, ich fühle mich geehrt und bedanke mich sehr für diese einmalige Gelegenheit.

Zur High End 2011 kommen die Silbatone-Leute übrigens wieder und das, was sie dann im Gepäck haben werden, dürfte den Besuch der Messe allein weitaus mehr als rechtfertigen: Ich habe Bilder von einem Lautsprecher gesehen, den wollen Sie hören. Versprochen.

Und dann erzählte JC noch von einem Besuch bei einem Bekannten seines derzeitigen Arbeitgebers in Südkorea: Da gibt’s einen Sammler, der derzeit rund 20 Prozent des gesamten Bestandes von Vintage-HiFi-Geräten auf der Welt sein Eigen nennt. Jawohl, Sie haben richtig gelesen. Der Mann besitzt mehr altes Zeug als alle noch so verrückten japanischen Sammler zusammen. Ich habe Bilder von dieser Sammlung gesehen – wir bewegen uns hier in Dimensionen, die der Beschreibbarkeit trotzen. Wir reden hier nicht von Lagerhallen voll mit dem teuersten und exotischsten Equipment, dass man sich überhaupt denken kann, nein: Wir reden von Materialmengen, die einen Stadtteil füllen. Haben Sie schon einmal 2,5 Millionen Schallplatten gesehen? Ich auch nicht, aber ein Bild davon auf einem iPhone, was der Sache wohl nur höchst unzureichend gerecht werden dürfte.
Nun ist das ETF in erster Linie eine Selbstbauveranstaltung und nicht unbedingt der Platz, um mit ultrateurem Fertig-High End zu punkten. Aus einem Grund aber kollidiert das Silbatone-Thema überhaupt nicht mit diesem Umstand, und am dieser Stelle darf der geneigte Selbstbauer anfangen, Handschweiß zu entwickeln: JC Morrison hat die neuartige Schaltungstopologie des Gerätes bei einem Vortrag offen gelegt; verbunden mit der Bitte, sie zu benutzen, durch die Welt zu tragen und bekannt zu machen, bevor ein findiger Geschäftsmann auf die Idee kommt, ein Patent darauf anzumelden.

Das, liebe Leser, ist der wahre Geist.

Und dann waren da noch die ganz besonderen Momente so einer Veranstaltung, die man vermutlich nur dann so ganz erfassen kann, wenn man dabei war. Ein Beispiel: Es ist mitten in der Nacht, wir sind im Norden Frankreichs, ein Lette spielt mit einem von einem Ukrainer gebauten Verstärker an einem amerikanischen Lautsprecher Einstürzende Neubauten. Das nenne ich Völkerverständigung.

In diesem speziellen Falle war’s übrigens mein ganz persönlicher Friedensschluss mit dem Thema Altec „Voice Of The Theater“; bis dato konnte ich der A7 nicht allzu viel abgewinnen, aber die Version, die dort in Stella spielte machte ihrem Ruf alle Ehre: Dieser Lautsprecher kann unglaubliche Pegel so brutal trocken und tief in den Raum ballern, dass es die wahre Freude ist. Auch wenn (oder vielleicht auch weil) hier kein Altec-Bass verbaut war, sondern ein Electro Voice-Fünfzehner. Und der Superhochtöner dürfte auch nicht eben original sein.

Ach ja: Wer’s noch nicht gesehen hat: Natürlich gibt’s auch ein paar Bilder vom ETF.

[UPDATE] Christians Fotos sind jetzt auch online [/UPDATE]

ETF – Wir kommen

Siebeneinhalb Stunden noch, dann geht’s los nach Stella an der französischen Kanalküste zum ETF. Dorthin, wo sich die Röhrengemeinde in diesem Jahr wieder trifft. Die Voraussetzungen bei uns sind die gleichen wie immer: Nichts ist fertig, morgen (sehr) früh noch ein bisschen schrauben, der Rest macht Probleme oder klingt Scheiße. Also eigentlich alles wie immer.

Neues vom Stapler

Hab‘ ich lange nicht gemacht – eine Lautsprecher-Entwicklung für die Klang + Ton in der Entstehungsphase zu zeigen. Hier ist mal wieder so ein Projekt: Es heißt „Coco15″ und kommt als passive Variante ins nächste Heft, aktiv betrieben wird’s bei unseren ETF-Auftritt Ende der Woche Musik machen. In der gar nicht mal so riesigen Kiste steckt der 15“-BMS-Koax aus dem Einzelchassistest in Heft 6/2010, die tiefen Tönen besorgt ein Horn-Reflex-Gehäuse.

Wer sich immer schon mal der Faszination von richtig viel Membranfläche hingeben wollte, die für die üblichen Fünfzehner notwendigen Riesenkisten aber nicht stellen kann und will – das hier ist eine sehr geeignete Lösung des Problems.

Feines Stöffchen

Irgend jemandem bin ich zu Dank verpflichtet. Okay, nicht ganz – ich bin unglaublich vielen Leuten zu Dank verpflichtet, aber hier geht’s speziell um den, der mir diese Flasche geschenkt hat.

So leid es mir tut, ich weiß beim besten Willen nicht mehr, wer das war, aber derjenige darf sich meiner außerordentlichen Wertschätzung sicher sein. Das ist eine wirklich großartige Flasche.

[Nachtrag: … eine wirklich großartige Flasche gewesen…]

Vorschau

Im Moment ist’s noch nicht mehr als ein Sixpack Kisten aus Alu-Druckguss mit jeder Menge Löchern drin:Nächste Woche allerdings, so uns denn die Fertigstellung der Klang + Ton nicht in die Suppe spuckt, der dazugehörige Lautsprecher in etwa das tut, was er soll, der Pulverbeschichter nicht übermäßig viel Zeit braucht, alle Schaltungen so funktionieren, wie wir uns das so überlegt haben, alle Teile rechtzeitig eintreffen, wir nichts Dramatisches vergessen haben, ja dann…

Dann wird das unser diesjähriges Setup fürs ETF. Ich weiß, da sind noch ne Menge „Wenns“ aus dem Weg zu räumen…

Ich kann den Boden sehen

Okay, der war schlecht ;-). Trotzdem gibt’s zumindest auf dem ersten der folgenden Bilder im Hintergrund den Bodensee zu erahnen. Kenner der Röhrenszene wissen: Aus dieser Perspektive fotografiert nur einer – Thomas Mayer nämlich. Diesmal hat er sich ausnahmsweise Lautsprechern mit durchschnittlichem Wirkungsgrad gewidmet und einen Parallel Single Ended-Verstärker gebaut, der satte 30 Watt an den Lautsprecherklemmen drückt. Bei einer entsprechenden Verschaltung der Sekundärwicklungen des Ausgangsübertragers lassen sich sogar Ein-Ohm-Lautsprecher betreiben. Die Verstärkung übernehmen vier parallele 6HS5; mit dieser für Audiozwecke höchst untypischen Röhre hat Thomas in den letzten Jahren bereits eine ganze Menge Verstärker realisiert, das hier ist bislang der dickste Brocken.

Bei Bedarf erzählt Thomas selbst sicher mehr dazu, man erreicht ihn unter thomas[ät]vinylsavor{dot}de.

Baikal-Rakete, Stufe III

Wie so viele Dinge im Leben kann dieser Tonabnehmer eigentlich gar nicht funktionieren. Aber, wie es so schön heißt: Dann kam einer, der wusste das nicht und der hat’s einfach gebaut. Und mir ist auch erst so richtig klar geworden, dass aus dem Ding eigentlich gar nichts rauskommen darf, als ich schon wochenlang mit wachsender Begeisterung Musik damit gehört hatte.

Eigentlich nämlich hat ein „ordentliches“ MC-System ein recht aufwändiges Magnetsystem, das neben dem/den Magneten noch eine Reihe von „magnetischen Umlenkelementen“ enthält, die einen Luftspalt mit hoher magnetischer Feldstärke bereitstellen. Und in diesem Spalt (ich weiß, das ist eine ziemliche Vereinfachung des Sachverhaltes, aber an dieser Stelle tut’s das) hängen die Spulen, die von dem Nadelträger bewegt werden: Je größer die Feldstärke, desto größer ist auch das Nutzsignal, dass aus dem Abtaster zu gewinnen ist. Beim „MC Head“ – so heißt das gute Stück, wenn mich die Informationen nicht täuschen – ist das alles ein wenig anders. Hier gibt’s keinen Magnetkreis im herkömmlichen Sinne. Es gibt nur den Magneten selbst, in Gestalt eines ziemlich fetten Neodymbrockens. Seine Energie allein muss reichen, um die Induktion zu bewirken. Das erstaunt umso mehr, als das Spulenkreuz ziemlich weit weg vom Magneten angeordnet ist – dummerweise nimmt die Feldstärke quadratisch mit dem Abstand zwischen Draht (Spule) und Magnet ab.

Als wenn das der ungünstigen Voraussetzungen noch nicht genug wäre: Die Spulen sind auf einen extrem leichten Träger aus Kohlefaser gewickelt. Nix Metall, wodurch sich zusätzliche Feldenergie gewinnen ließe. Kommt also nix raus aus dem Ding? Nö. Joachims Transimpedanz-RIAA kann’s ohne Probleme, beim derzeit bei mir gastierenden Burmester 100 habe ich keinerlei Gelüste, mehr als 63 Dezibel Verstärkung zu wählen. Das ist höchst erstaunlich – ich hätte niemals erwartet, dass so etwas funktioniert.

So ungefähr 20 Stunden hat’s gebraucht, dann ging’s so richtig. Und eine absolut penible Azimutjustage, sonst verschenkt man einen großen Teil des Potenzials. Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, jemals ein System in den Fingern gehabt zu haben, das diesbezüglich so zickig war: Ein bisschen daneben, und die mittleren Lagen werden langweilig, der Hochton spröde. Wenn’s passt, dann ist’s ein Gedicht. Das „MC Head“ rockt wie Gevatter DL-103, kann aber merklich konturierter; es löst um Welten besser auf, und zwar in allen Frequenzbereichen. In dieser Hinsicht muss es sich vor dem MFSL-Miyabi nicht verstecken. Im Hochton hat’s zum Schluss ungemein sanft, flüssig und angenehm getönt. Insgesant stellt sich ein betont „anaolger“ Charakter ein, der all das hat, was Schallplatte ausmacht: Eine interessante Kombination aus Wucht und Akkuratesse, Gelassenheit, Sanftmut, Lässigkeit. Toller Tonabnehmer. Nein, ich kriege ihn nicht geschenkt und ich werde ihn auch nicht kaufen. Obwohl ich zugegebenermaßen versucht war, das zu tun.

Der Mann, der ihn baut heißt Leonid Sinitsin. Natürlich weitgehend in Hand- und Heimarbeit. Und bis jetzt steckt auch noch kein Geschäftsmodell in dem, was er da tut. Aber immerhin gibt’s seit Neuestem eine Fräse, die ansehnliche Gehäuse produziert. Mich würd’s freuen, wenn dieses so herrlich gegen den Strich gebürstete Konzept eine Chance bekäme. Fragen Sie mal Andrejs, vielleicht legt er ja bei Leonid ein gutes Wort für Sie ein.