Wie so viele Dinge im Leben kann dieser Tonabnehmer eigentlich gar nicht funktionieren. Aber, wie es so schön heißt: Dann kam einer, der wusste das nicht und der hat’s einfach gebaut. Und mir ist auch erst so richtig klar geworden, dass aus dem Ding eigentlich gar nichts rauskommen darf, als ich schon wochenlang mit wachsender Begeisterung Musik damit gehört hatte.
Eigentlich nämlich hat ein „ordentliches“ MC-System ein recht aufwändiges Magnetsystem, das neben dem/den Magneten noch eine Reihe von „magnetischen Umlenkelementen“ enthält, die einen Luftspalt mit hoher magnetischer Feldstärke bereitstellen. Und in diesem Spalt (ich weiß, das ist eine ziemliche Vereinfachung des Sachverhaltes, aber an dieser Stelle tut’s das) hängen die Spulen, die von dem Nadelträger bewegt werden: Je größer die Feldstärke, desto größer ist auch das Nutzsignal, dass aus dem Abtaster zu gewinnen ist. Beim „MC Head“ – so heißt das gute Stück, wenn mich die Informationen nicht täuschen – ist das alles ein wenig anders. Hier gibt’s keinen Magnetkreis im herkömmlichen Sinne. Es gibt nur den Magneten selbst, in Gestalt eines ziemlich fetten Neodymbrockens. Seine Energie allein muss reichen, um die Induktion zu bewirken. Das erstaunt umso mehr, als das Spulenkreuz ziemlich weit weg vom Magneten angeordnet ist – dummerweise nimmt die Feldstärke quadratisch mit dem Abstand zwischen Draht (Spule) und Magnet ab.
Als wenn das der ungünstigen Voraussetzungen noch nicht genug wäre: Die Spulen sind auf einen extrem leichten Träger aus Kohlefaser gewickelt. Nix Metall, wodurch sich zusätzliche Feldenergie gewinnen ließe. Kommt also nix raus aus dem Ding? Nö. Joachims Transimpedanz-RIAA kann’s ohne Probleme, beim derzeit bei mir gastierenden Burmester 100 habe ich keinerlei Gelüste, mehr als 63 Dezibel Verstärkung zu wählen. Das ist höchst erstaunlich – ich hätte niemals erwartet, dass so etwas funktioniert.
So ungefähr 20 Stunden hat’s gebraucht, dann ging’s so richtig. Und eine absolut penible Azimutjustage, sonst verschenkt man einen großen Teil des Potenzials. Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, jemals ein System in den Fingern gehabt zu haben, das diesbezüglich so zickig war: Ein bisschen daneben, und die mittleren Lagen werden langweilig, der Hochton spröde. Wenn’s passt, dann ist’s ein Gedicht. Das „MC Head“ rockt wie Gevatter DL-103, kann aber merklich konturierter; es löst um Welten besser auf, und zwar in allen Frequenzbereichen. In dieser Hinsicht muss es sich vor dem MFSL-Miyabi nicht verstecken. Im Hochton hat’s zum Schluss ungemein sanft, flüssig und angenehm getönt. Insgesant stellt sich ein betont „anaolger“ Charakter ein, der all das hat, was Schallplatte ausmacht: Eine interessante Kombination aus Wucht und Akkuratesse, Gelassenheit, Sanftmut, Lässigkeit. Toller Tonabnehmer. Nein, ich kriege ihn nicht geschenkt und ich werde ihn auch nicht kaufen. Obwohl ich zugegebenermaßen versucht war, das zu tun.
Der Mann, der ihn baut heißt Leonid Sinitsin. Natürlich weitgehend in Hand- und Heimarbeit. Und bis jetzt steckt auch noch kein Geschäftsmodell in dem, was er da tut. Aber immerhin gibt’s seit Neuestem eine Fräse, die ansehnliche Gehäuse produziert. Mich würd’s freuen, wenn dieses so herrlich gegen den Strich gebürstete Konzept eine Chance bekäme. Fragen Sie mal Andrejs, vielleicht legt er ja bei Leonid ein gutes Wort für Sie ein.
hallo holger, habe die rakete gestern zum ersten mal bei andrejs gehört. spontan hat mich das an eine gesunde mischung aus denon und kiseki erinnert. das ding ist echt sehr, sehr gut! ich hab gehört, das du ab und zu im münsterland bist. wenn mal die gelegenheit besteht, hör doch mal rein. ich wohne in münster, hansaring 45 und höre zz mit audio nirvana super 12 cast frame in offener schallwand. vielleicht ganz interessant. so, als nächstes gilt es, für 8 paradise sätze transen zu selektieren aus 4000 transistoren der firma diotec. wünsch mir viel erfolg und meld dich mal. gruß, uli.
warum nicht:)