Neues vom Hexer – Ein Besuch bei Joachim Gerhard

Gestern war ich endlich mal wieder in Brilon, Joachim Gerhard besuchen. Der geneigte Leser wird sich vielleicht an meine beiden ersten Berichterstattungen (klick, klack) zu diesem Thema erinnern – hier also mal wieder ein bisschen was Neues von dem Mann, der wie kaum ein Anderer auf der ewigen Suche nach dem heiligen Gral des guten Klangs ist. Zu Beginn – natürlich ein paar Bilder.

Einer der Gründe für meinen Trip ins Sauerland war „SBP“, „Solar Battery Poweramp“ – eine Endstufe, die Joachim für meine komplett netzunabhängige Anlage („Solar System„) entworfen hat und sich mit einer Betriebsspannung von +/-12V begnügen muss. Beim Frickelfest hatte ich den Job noch einem Schaltverstärker angedient, aber die Ergebnisse damit waren nicht sehr überzeugend. Das A/B-Konzept, das Joachim da auf die Beine gestellt hat ist eine gänzlich andere Hausnummer, soviel kann ich schon mal versprechen.

Auch wenn Joachim sagt, dass sich seine „Drahtigel-Zeit“ dem Ende entgegen neigt – so recht mag ich das nicht glauben: Ich war bis tief in die Nacht da, und was es da noch alles auszuprobieren gilt scheint mir dazu angetan, die Welt auch künftig mit höchst innovativen Ideen in Sachen Schaltungstechnik zu beschäftigen. Priorität haben bei Joachim derzeit allerdings ein paar deutlich pragmatischere Dinge: Bei aller Kunstfertigkeit muss er auch von irgendwas leben. Derzeit versucht er, einen Reparatur- und Upgrade-Service für die Audio Physic-Lautsprecher einzurichten, die unter seiner Ägide entstanden sind – und davon gibt’s da draußen gewaltige Stückzahlen. Von einem Ergebnis dieser Bemühungen bekam ich denn auch reichlich auf die Ohren: Für die Beschallung des „richtigen“ Hörraums sorgte ein Paar „Caldera“ von 1993, und das hatte es nach Weichen-Upgrade und mit neuem Hochtöner in sich: Ganz nach Joachims klanglicher Maxime tönte der Klassiker großartig dynamisch, hoch auflösend, aber trotzdem exzellent satt, stimmig und rund.

Als Zuspieler diente wieder einmal Joachims Spiral Groove-Dreher (neuerdings mit passendem Tonarm), einer neuen Vorstufe mit eingebautem Phonoteil (von deren Qualitäten sich Besucher des Analogforums zu Krefeld am ersten Novemberwochenende selbst überzeugen dürfen) und im Wechsel einer modifizierten Quad-Endstufe und besagtem „SBP“. In dem Zusammenhang habe ich die wohl beste Reproduktion von Dave Brubecks Klassiker „Take Five“ genießen dürfen, die mir je untergekommen ist; „Schuld“ daran war ein Classic Records-Reissue des Albums „Time Out“. Eine 200-Gramm-Quiex-Version davon scheint’s übrigens bei Audio Int’l noch zu geben – ich jedenfalls hab‘ schon eine bestellt ;-).

Einzelheiten zu all den spannenden Spielsachen in Joachims Reich wird’s noch reichlich geben, ich jedenfalls freue mich mich einstweilen darüber, dass ich mir den Prototypen des Batterie-Amps ausborgen durfte. Ich bin sehr gespannt, wie er sich an meinen beiden 75-Ah-Bleigels schlagen wird; bislang haben wir ihn nämlich nur netzbetrieben gehört.

Wenn’s zu irgendwelchen Bildern Fragen gibt (und das wird bestimmt so sein) – fragen Sie.

15 Gedanken zu „Neues vom Hexer – Ein Besuch bei Joachim Gerhard

  1. Joe

    bin in einer alten

    image hifi (2/2014) über folgende Bemerkung gestoßen:

    „Joachim Gerhard – jawohl, der Joachim Gerhard, der
    einst Audio Physic zu Weltruhm verhalf – meldet sich mit Suesskind Audio zurück
    an der HiFi-Front. Neben Lautsprechern und Verstärkern gibt es auch Analoges im
    Angebot: ein modifiziertes Dual CS 504-Laufwerk inklusive Untersatz und das
    Objekt dieses Berichts: ein moderner Tonabnehmer nach dem Moving Iron-Prinzip
    im Vintage-Gehäuse.“

    Weiß vielleicht jemand etwas darüber? Ich Netz kann ich keine Informationen finden. Da
    ich einen alten Dual CS 504 mein Eigen nenne, würde mich das natürlich brennend
    interessieren.

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    1. Bernie Frank

      Herzlichen Gruß an alle.
      Ich will hier nicht stören, habe aber ein Problem bei dem mir vermutlich nur Herr Gerhard persönlich wirklich helfen kann: mein geliebter Audio Physic Minos-Sub scheint ein Problem zu haben, das mich an den Rand des Wahnsinns treibt. Dauernd geht die Gerätesicherung wenn ich nur irgendetwas in meinem Setup ändere. Auch in ausgeschaltetem Zustand. Kann nur eine Kleinigkeit sein….

      Bitte um dringende Kontaktaufnahme und Hilfe damit dieser wunderbare Sub spielt, und nicht verloren herumsteht

      Bernie

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  2. Joachim Gerhard

    Danke für den Link, da sieht man es besser.
    Bei einigen NHT speakern sieht man den seitlichen Bass.
    Bei der AR sind es wohl nur Mittel-Hochtöner, die seitlich abstrahlen.
    Ich meine dennoch, es hätte einen AR speaker gegeben, wo auch die Bässe seitlich eingebaut waren. Ich war jedenfalls nicht der Erste, der das gemacht hat.
    Seitliche Bässe sind heute Standart. Als ich das in Deutschland eingeführt habe ( AudioPhysic Avanti, 1989 ),
    stiess ich zunächst auf herbe Kritik, bzw. Unverständnis.
    Seitliche Mittel- und-oder Hochtöner haben sich nicht auf der anderen Seite nicht so recht etablieren können.
    Das mag damit zu tun haben, dass die seitliche Abstrahlung mit der frontalen Abstrahlung interferieren kann. Es erfordert schon einige Experimente und Kenntnis so was zum Spielen zu bringen.
    Leider geht es ja heute ja auch zunächst um die Optik und weniger um den Klang.

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  3. Joachim Gerhard

    Seitliche Treiber im Mittelton sind selten. Zum ersten mal habe ich das in Mangers erstem Studio Monitor Mitte der 80er gesehen. Meister Manger nannte das “ Pneumatische Schallwand“.
    Seitlich Bässe gab es schon früher bei Acoustic Research. Ken Kantor der später Now Hear This gegründet hat, benutzte das in einer auch sonst interessanten Box. Ich schaue mal ob ich ein Bild finde.
    KEF hatte das als push-pull Bandpass gemacht aber die Treiber außen sichtbar zu zeigen habe ich zumindest in Deutschland mit der original Avanti und Virgo populär gemacht.
    Die waren dann auch schön schmal und haben sich nach anfänglicher Häme hervorragend verkauft.
    In der Medea hatte ich dann 2 zusätzliche Manger an der Seite. Das unterschied sich vom Manger Vorbild in einigen Punkten aber das ist eine Geschichte für sich.
    Die Überlegung kam auf, das auch mal mit konventionellen Wandlern zu probieren und dabei kam 1993 die Caldera heraus. Die Überlegung war, nur einen pneumatischen Mitteltöner nach innen zu benutzen da ja außen die Wände auch eine Art pneumatische Barriere darstellen.
    Zunächst war die Box ein Flop aber 3 Jahre später wurde sie durch Jürgen Schröder Referenz bei Stereoplay. Damals waren gerade die schnellen Audionet Stufen auf dem Markt gekommen und Jürgen erlaubte mir die Boxen so aufzustellen, wie ich wollte. Das erforderte die Tür zum Test Raum beim Hören abzuschließen, da sonst die Tür beim Öffnen an die Box geknallt wäre ! Viele Jahre später war da noch das Klebeband mit der damaligen Position zu sehen. Der Klang haute uns beide echt vom Sitz, dermaßen fokussiert, dynamisch und 3-dimensional wie man es nur selten hört. Das war entweder Glück oder Fügung. Danke, noch mal nachträglich, Jürgen. Jetzt kommen eine meiner Kreation nach 20 Jahren zu mir zurück. Was ich dann damit anstelle darf ich leider nicht “ Update“ nennen, das darf nur AudioPhysic, aber ich darf es „Tuning“ nennen.
    Liebe Schäfchen, kommt zu Papa zurück, dann gibt es eine Erfrischungskur für die nächsten 20 Jahre.

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  4. Christian

    Hallo Zusammen!
    Finde ich toll, das es jetzt offensichtlich für die „alten“ AudioPhysic-Lautsprecher einen Upgradeservice geben soll. Vor einem Jahr hat mich Herr Gerhard dabei unterstützt, meine Calderas auf den ScanSpeak Illuminator aufzurüsten.
    Klanglich hat das für meine Ohren einen deutlichen Schritt nach Vorne gegeben.
    Gruß Christian

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  5. Bernhard

    Den Einsatz der Caldera finde ich spannend, da ich das mir sehr einleuchttende Konzept mit den seitlichen „Baffelstepausgleichstreibern“ seit Zerobox, Medea und eben Caldera nicht mehr gesehen habe.Warum gabs das bei neueren Entwicklungen nicht mehr ?

    Und Clonen tät sich lohnen ? Für die Klang + Ton ? Vielleicht mit A.O.S. Scanspeak 18W16545 K damit es 8 Ohmig bleibt ?

    Bernhard

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  6. Joachim Gerhard

    Die kleinen Visaton nehme ich schon mal auf Reisen mit. Die gehen etwas von 200Hz bis 15kHz erstaunlich linear ohne Weiche.. Ich habe da ein spezielles Setup im extremen Nahfeld entwickelt, wo sie einen irren Raum machen. Die Membranen habe ich
    mit meinem Rezept beschichtet. Auf Wunsch poste ich mal den Frequenzgang. Phasen linear sind sie von Natur aus. Die Gehäuse habe ich aus einer durchteilten Weinkiste gemacht.
    Die Mini Kiso kann das auch und einiges besser. Das ist allerdings kein kommerzielles Produkt.
    Ich bekam sie als Geschenk von HaraSan für meine Arbeit für ihn.

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  7. hb Beitragsautor

    Bild 6 zeigt Joachims aktuelle mobile „Abhöre“. Fand ich ganz interessant, weil’s eine niedliche kleine Box mit zwei Visaton FRS-5x ist. Das ist ein spottbilliger Zweizoll-Breitbänder mit echter Klasse, mit dem wir bei der Klang + Ton auch schon viel gemacht haben.
    Auf Bild 9 sieht man eine „Mini-Kiso“ – ich wusste bislang auch nicht, dass es sowas überhaupt gibt. Ist bestimmt böse teuer, hat aber was.

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