Zwei Tage Leipzig

Vom Ruhrgebiet nach Leipzig, von Leipzig zurück ins Ruhrgebiet, vom Ruhrgebiet nach München. Das klingt nicht klug – war es auch nicht. Trotzdem wollte ich am Wochenende vor dem Münchner Wahnsinn (sprich: der High End) ein paar Tage Besinnlichkeit. Und das hat zweifellos besser geklappt als bei all meinen Besuchen bei Silvercore-Eigner Christof Kraus zuvor

Mein letzter Besuch dort war im Januar 2020, inklusive Reifenplatzer. Dieses Mal sind Micha und ich von solchen und anderen Unannehmlichkeiten komplett verschont geblieben. Hinzu kam: großartiges Wetter, der Frühsommer gab ein sehr beeindruckendes Gastspiel.

Die Anzahl der Gäste im krausschen Man Cave war diesmal merklich geringer als sonst. Neben uns waren nur noch zwei einschlägig Vorbelastete da. Thomas Schick reiste mit einer sehr speziellen Version eines Zwölf-Zoll-Tonarms an, um Christofs ziemlich einmaligen Zwei-Teller-Plattenspieler angemessen auszustatten. Der Trick ist: zwei gleichsinnig rotierende Plattenteller im Platine-Verdier-Style, aber nur ein Tonarm. Das ergibt Sinn, weil man ja sowieso immer nur eine Platte hört.

Davon ab haben wir tief in Christofs Röhrensammlung gegraben. Was der Mann diesbezüglich an Schätzen hortet ist ziemlich beeindruckend. Ein Mangel in Sachen spannende Poströhren für den Betrieb seiner Hybridendstufe „Collector’s Edition„, die das letzte Jahr bei mir verbracht hatte und die nun wieder heim in den Osten der Republik durfte, ist jedenfalls nicht zu befürchten.

Von diesen Hybridverstärkern gibt’s mittlerweile übrigens ein paar mehr Varianten, diese hier mit einer 6SN7 ist auch sehr spannend: Ein System der Doppeltriode läuft hier als Treiber, eines als von einem Mosfet unterstützte Endröhre.

Das neue Silvercore-Topmodell, bestückt mit der mächtigen 212 als Endröhre, braucht noch ein paar Stündchen Entwicklungsarbeit, der erste Eindruck war aber schon vielversprechend.

Auch sonst gab’s technisch ein paar spannende Themen: Ob man mit einem Waschmaschinenmotor einen Plattenspieler bauen kann? Das finden wir demnächst mal raus. Unter Umständen auch, ob ein mächtiges Thyratron wie die PL105 als Gleichrichter für einen Röhrenverstärker taugt.

Selbstverständlich haben wir dem unlängst verstorbenen Klaus Schulze musikalisch einen Abend gewidmet, was dank Christofs umfangreicher Sammlung mit Arbeiten des Elektronik-Pioniers bestens funktioniert hat.

Aber eigentlich waren wir diesmal relativ wenig im „Spielzimmer“, sondern haben Zeit an einem Sandstrand am Ufer eines der zahlreichen Baggerseen rund um Leipzig verbracht, ausufernd bei Susanne und Christof gefrühstückt und uns an den äußerst angenehmen Rahmenbedingungen erfreut.

Das war genau das, was ich vor der ziemlich fordernden Woche München gebraucht habe. Mein Dank geht ein weiteres Mal an unsere perfekten Gastgeber Susanne und Christof. Und an Micha, der sich nicht nur immer mehr als Reisebegleiter für diese Art Ausflüge bewährt, sondern auch dokumentarisch eine Menge im Angebot hat. Mehr Bilder von mir gibt’s hier, wie der Eine oder andere schon gemerkt haben dürfte ;-).

4 Gedanken zu „Zwei Tage Leipzig

  1. Paul

    Hi Holger!Kannst du ein wenig zu den 3-Weg Hörner sagen?Erinnern mich ein wenig an die International vom Bass und dem großen Horn her!

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  2. Mats Gunnars

    Dear Holger-Thanks you for this beautiful essay!Please, can you comment on the belt used on the twin platter turntable? What is it?Vielen dank.

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    1. hb Beitragsautor
      Hi Mats,
      that should be reel-to-reel pre run tape. Rather common in the turntable world these days, as it has very little stretch.
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