Tool Time? Denkste!

Eigentlich sollte das hier nur ein ganz normaler Abriss meines Besuches auf der Audiovista 2019, der inoffiziellen Nachfolgeveranstaltung zum gescheiterten Can Jam Europe werden.

Kopfhörerzeugs also, zum zweiten Mal im Krefelder Hotel Mercure ausgetragen. Ein paar Wochen vor dem Analogforum an gleicher Stelle, bei dem wohl ungleich größere Horden einfallen werden, als gestern in Krefeld-Traar zu Gast waren. Immerhin – die Parkplätze direkt am Hotel waren alle belegt – das ist ja schon mal was.

Das war alles nett, friedlich und inhaltlich durchaus interessant, aber eins hat mich doch erschüttert: das Musikprogramm. Man sollte meinen, dass die Kopfhörergemeinde eine relativ progressive und junge Szene ist, in erster Linie digitales Quellenmaterial spielt und irgendwas wie einen Musikgeschmack haben sollte. Vielleicht ist das auch so, aber ich habe beim durchkämmen der an irgendwelche Streamer gestöpselten Festplatten nur die altbekannte Trostlosigkeit gefunden. Und im ersten Ausstellungsraum, den ich betrete, liegt ein „hörerloser“ Hörer auf dem Tisch und quäkt mich ohne Not voll mit – richtig: „Keith Don’t Go“. Dem ultimativen No-Go auf allen öffentlichen Musikveranstaltungen der Welt. Und Diana Krall. Und Hugh Masekela. Und die Eagles. Glauben Sie mir – alle da.

Und was gab’s exakt nirgends? Richtig: Tool – Fear Inoculum. Dieses maßstabsetzende Monster von einem Wie-auch-immer-Metal-Album, das gerade Taylor Swift auf den Billboard-Charts enttrohnt hat und dass es sogar im musikgeschmacklich verseuchten Deutschland auf Platz zwei der Album-Charts geschafft hat. Keine Sau hat’s im Angebot gehabt – das sagt mir was über das HiFi-Metier, das mit nicht unbedingt gefällt.

Das, liebe Leute, hört jetzt auf. Spätestens bei den Westdeutschen HiFi-Tagen Ende des Monats in Bonn werde ich jede Vorführung, die es mir wert erscheint, mit irgendeinem Datenträger mit diesem Ding drauf kapern. Versprochen.

Ach ja – die Audiovista. Das wird. Klar, da passen noch viel mehr Aussteller und Besucher rein, aber das kommt schon noch. Einstweilen ist das eine schön stressfreie und erholsame Angelegenheit. Zumal dann, wenn das Wetter so großartig ist wie an diesem Wochenende.

Richtig, Bilder. Hab ich auch gemacht.

13 Gedanken zu „Tool Time? Denkste!

  1. Kopfhörer Klaus

    Hallo Holger, danke für die schönen bunten Bildchen von der Messe! Ich selbst bin seit Monaten darüber verwundert, wie altbacken die Jungs in der KH Fraktion eingestellt sind und habe seinerzeit beschlossen ein Projekt auf Eis zulegen, da anscheinend die monatlich 15k Besucher auf meiner kleinen Seite nicht relevant genug sind 😉 Die verstecken sich lieber auf einer Messe (die ja nicht ganz Umsonst € ist) und ich wunde mich das überhaupt in DE noch Kopfhörer verkauft werden. Grüße von einem TOOL Fan ( Maynard´s Wein „rockt“ übrigens auch 1A) ⸸

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  2. M.J.

    Hallo Holger,Der arme Nils kann nicht`s dafür, daß er permanent auf Messen gespielt wird.Im Gegenteil: Der Song ist absolut klasse. Die getroffene Musikauswahl der Aussteller mag langweilig und uninspirit wirken, die Künstler jedoch mit dem Begriff Trostlosigkeitin Zusammenhang zu bringen scheint mir am Ziel vorbei geschossen.Eigene Musik auf derartige Messen mitzubringen und abspielen zu lassen scheint mirlegitim und wird von vielen ( nicht allen) Ausstellern auch ermöglicht. Wo also ist das Problem?Gruss Martina

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    1. hb Beitragsautor
      Von wegen Nils: Tatsächlich hab‘ ich ihm schon live beim „Keith, don’t go“-Klimpern zugesehen und -gehört. Aber das war in den Neunzigern (Zeche Bochum), da war das noch in Ordnung und nicht so überstrapaziert.
      Das alles ändert aber nix daran, dass diese unsägliche Plastik-Ovation einfach zum Wegrennen klingt – bis heute.
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  3. Stephan

    Moin Holger!Ich habe es ähnlich wie Mark empfunden!Eigentlich bin ich auf der Suche nach einem neuem Kopfhörer dort aufgelaufen.Aber nix da, ein direktes Vergleichen ging nicht.Aber vllt. habe ich da auch zuviel erwartet?Hinsichtlich
    der Musikauswahl war ich auch schwer enttäuscht. Immer wieder der Kram,
    den man überall hört, da hat Holger die richtigen Worte gefunden. Selbst die Aussteller, die streamen, hatten nicht das dabei, was ich so höre.Aber,
    schwuppdiwupp, ich hab‘ ja noch CD’s dabei gehabt. Nur konnten die
    meisten Aussteller das Format nicht mehr abspielen. Und portable
    digitale Sachen hab‘ ich nicht (bin halt hoffnungslos veraltet).Ich
    habe wieder gelernt, dass solche Veranstaltungen rein gar nichts für
    mich sind. Aus der Tretmühle bin raus. Da werden Produkte angepriesen,
    die finanziell jenseits meines Geldbeutels liegen. Produkte, die es
    einfach nicht wert sind, für solch einen Preis verkauft zu werden. Da
    bleib ich doch bei meinem alten Krempel, der hat Seele und spielt
    vielfach musikalischer auf, als vieles was ich dort hören durfte …Gruß Steohan

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  4. Mark Arndt

    Lieber Holger,Auch ich war in Krefeld auf DER Kopfhörer-Messe.Wahrscheinlich hatt ich eine zu große Erwartung an diese kleine Messe, welche ich eher als Happening wahrgenommen habe. Mann hätte denken können das man auf so einer Messe die diversen unterschiedlichen Kopfhörer mal im Vergleich hören kann an identischer Quelle mit identischer Musik.Nicht bis ins Detail aber etwas. Zb.Grado Rs 1vs.Gs 3000 oder Stax L500 vs007 Das war nirgends möglich.Auch war es zum Teil so laut (mit unter durch die Aussteller selbst.das an Hören nicht zu denken war.Mein Fazit bleibt an dieser Stelle trotz der Mühe nicht ganz überzeugt. Beste Grüße Mark

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    1. hb Beitragsautor
      Hi Mark,
      sehr interessante Perspektive. Da kannste mal sehen, wie sich die Endrücke unterscheiden. Ich bin auf so einer Kopfhörer-Show immer von dem Eindruck beseelt, dass irgendwas kaputt ist, weil man (fast) keine Musik hört – ich bin da eher lautsprecherlastige Veranstaltungen gewöhnt.
      Das mit der markenübergreifenden Vergleichsmöglichkeit scheitert ein bisschen am System: Dazu müssten sich (in diesem Falle) der Grado- und der Stax-Vertrieb zusammentun und eine gemeinsame Aktion basteln. Wäre sicherlich wünschenswert, ist aber nicht realistisch: Auf solchen Shows kooperieren Mitbewerber in der gleichen Produktkategorie nicht miteinander.
      Vielen Dank: Holger

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  5. Hans

    Tja Holger, typischer Fall von nicht richtig geguckt. Pneuma heißt der Track (glaube ich), der auf einer Playlist am L700 bei Prof-X hin und wieder dudelte. Zwischen leiseren, audiophileren Sachen. Ist ja nicht jedermanns Ding … Danke übrigens für den Bericht!Hans

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    1. hb Beitragsautor
      Danke Hans,
      das beruhigt mich tatsächlich ein bisschen. Im Übrigen erachte ich es nicht für zielführend, es in dieser Hinsicht Jedermann recht machen zu wollen – das klappt eh nicht. Aber „audiophile Musik“ etabliert sich langsam aber sicher völlig zurecht als Beleidigung.
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  6. Roland Schäfer

    „Spätestens bei den Westdeutschen HiFi-Tagen Ende des Monats in Bonn werde ich jede Vorführung, die es mir wert erscheint, mit irgendeinem Datenträger mit diesem Ding drauf kapern. Versprochen.“ — Na dann kommen Sie mal in Raum 269, da lassen wir das Album in 24/96 laufen, wenn das Publikum mitmacht 🙂

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  7. Hannes

    Hallo HolgerDas neue Tool Album hat leider wie das Lateralus den Nachteil: wenn’aus ist kannst nichts mehr danach hören, alles nur mehr Micky Mouse.Grüsse Hannes

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  8. Ralph

    Hallo Holger,wir sind uns schon oft über den Weg gelaufen aber kennen tuen wir uns nicht, obwohl ich auch schon seit Ende der 80iger im Meßtechnik/Lautsprecher Umfeld unterwegs bin……vielleicht nehme ich mir mal auf einer der nächsten Messen allen „Mut“ zusammen und spreche Dich einfach an 😉 Ich schätze besonders deine offenen, ehrlichen und nicht „werbeorientierten“ Niederschriften. Gerdae diese, auch in Form von so vielen Editorials, finde ich so mir aus der Sele schreibend treffend, daß sie hoffentlich etwas bei den Angesprochenen bewegen. Genug des Lobes für Themen vom Garten bis zum Kopfhörer ;-)Ich habe mit den Herstellern oder Ausstellern, auf den verschiedenen Kopfhörermessen, auch so meine kopfschüttelnde Erfahrung gemacht. Mach Dir doch mal den Spaß und frage diese Gemeinde nach Kunstkopfaufnahmen……..ja ja…nö, haben wir nicht für die Vorführung. Aber die sind doch gerade für die Kopfhörer von Interesse? Ja richtig, aabbeerr……..nö, warum weiß ich auch nicht. Obwohl ich das Jahr für Jahr so exerziere scheint Frau/Mann gegen diesen Lerneffekt resistent zu sein….schade.Es gibt jedoch aus meinem Umfeld eine erfreuliche Ausnahme, ok da ist das eigentlich Programm, aber deswegen sollte es mal erwähnt werden. CYBELE Records. Leider Musik für nicht jeden Geschmack.Liebe dummyhead GrüßeRalph

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