Sich schließende Kreise

Ja, das mit der CES. Eigentlich wollte ich ein bisschen mehr Senf zu den dort gezeigten Exponaten absondern, aber ich hab keine Lust (und außerdem Urlaub und keine Zeit für den Scheiß). Mit einer Ausnahme. Da taucht nämlich an allen Ecken diese fette Kiste mit dem großartigen Namen Stromtank auf. Das klingt in einem Maße deutsch, dass es kein Ausländer getextet haben kann – und so isses auch.

Stromtank002_600

Das Ding ist mal so richtig die einzig konsequente Art und Weise, für eine saubere Netzversorgung im HiFi-Umfeld zu sorgen. Sprich: Da drin stecken 100 Ampèrestunden moderner Akkutechnologie (Lithium-Eisen-Phosphat-Zeug), die aus dem Netz geladen werden. Hintendran sorgt ein moderner Sinuswechselrichter für dauerbelastbare 900 Watt Netzspannung vom Feinsten, kurzzeitig sind auch 2,8kVA drin. So richtig lecker wird’s natürlich dann, wenn das Gerät „offline“ läuft, also nicht nachgeladen wird und keine Verbindung zum Netz da draußen besteht. Das geht, je nach „Dicke“ der angeschlossenen Anlage, durchaus ein paar Stunden.
So geht konsequente Stromversorgung für HiFi, alle andere Lösungen sind dagegen bestenfalls „ja, aber“.
Tatsächlich steckt hinter dem Produkt ein gewisser Wolfgang Meletzky. Ja, genau der, der irgendwann mal MBL gegründet und dann mit MCT ein neues Ding aufgemacht hat – wir berichteten.
Letztere Unternehmung hat mittlerweile einen südostasiatischen Geschäftsführer, das letzte Update der Webseite liegt schon ein Weilchen zurück, das neueste Produkt ist eine „Full HD Sound Bar“. Ich habe, ganz vorsichtig formuliert, meine Zweifel, was die Zukunftsperspektiven dieses Unternehmens angeht.
Der Ex-Chef jedoch, der macht meiner Meinung nach was richtig. Und interessiert sich offenbar einen feuchten Kehricht für den einheimischen Markt (was ich – leider – verstehen kann). Kleines Detail in diesem Zusammenhang: Die US-Distribution für den Stromtank liegt in Händen einer gewissen Petra D’Agostino.

Und nun raten wir alle mal, wo das fette Anzeigeinstrument auf der Gerätefront herkommt.

22 Gedanken zu „Sich schließende Kreise

  1. mvd

    Im Datenblatt sind mir 2 Werte besonders aufgefallen.

    Harmonic distortion < 2%

    Acoustic level < 40 dB

    Diesen Klirr schafft auch mein Wandel & Goltermann WS-6 aus den 60er Jahren ohne Probleme.
    Und was den Lärm angeht, wozu so ein schickes analoges Instrument, für ein Gerät das eh nur im Keller aufgestellt werden kann?

    Gruß
    mvd

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    1. hb Beitragsautor

      Da ist durchaus was dran. Ich bin mir aber nicht sicher, wie wenig eine solcher Aufwärtswandler bei 900 Watt stark induktiver Last klirren kann. Bei mir zuhause sieht’s gerade eben an einem Gerät für ein Fünftel des Preises so aus:

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  2. matthias+

    Meine Meinung zu dem Thema: der beste Sinus wird immer noch Analog per Generator erzeugt, oder besser direkt eine Gleichspannungsversorgung!

    Wer es dennoch umsetzten möchte sollte sich zuerst einmal im PV Bereich umsehen, hier gibt es schon gute Lösungen. Siehe nachfolgend:
    z.B. Speicher von LG: http://www.pv-solartechnik.de/shop/photovoltaik/batteriespeicher-fuer-nedap/183/batteriespeichersystem-lithium-lg-chem-resu-6.4-lithium-ionen-batterie-einheit
    Die zusätzliche Elektronik liefert z.B. SMA oder Nedap

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    1. hb Beitragsautor

      Das deckt sich mit dem, was ich auch gefunden habe. In dem Gerät stecken 16 Stück 100Ah-LiFePo4-Zellen. Die kosten so 150-170 € das Stück. Dann braucht’s noch ein Battery Management System auf jeder Zelle, das kostet auch ganz ordentlich, wenn’s was taugen soll. Das ist alles Zukaufzeug, das ist soweit ein Nobrainer.

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      1. Martin

        Ginge als Wechselrichter eine PA Endstufe, die hantieren doch schon mal mit einigen kW bei an Hifi orientiert moderaten Preisen, mit einem Frequenzgenerator?

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  3. Chris

    Hallo Holger,
    ich habe hier einges am Start an großen Lipos, auch eine fette Lifepo Batterie und habe die Paradise, meine aktive Weiche und den Pre (Endstufen sind mit drei, zwei zuviel) schon dranhängen gehabt. Es lohnt meiner Meinung nach nicht, konnte keinen Unterschied hören.

    Grüße Chris

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  4. Martin

    Erzeugen Wechselrichter nicht auch Oberwellen?
    Und gab es von Mark Levinson nicht schon mal was Ähnliches? Eine Endstufe vor der Endstufe die halt nur eine Frequenz, eben 50 Hz, erzeugte?
    Na ja, es wird schon Leute geb die so was „brauchen“.
    Auf einigen Bildern wurde ja deutlich das der passiven Peripherie (Stecker und Steckerleisten, Kabel, Unterlagen und sonstige Utensilien) ein erhöhter Stellenwert gegeben eingeräumt wird. Fehlt eigentlich nur noch die autarke Stromversorgung mit highfideler Photovoltaik, Akkus mit frequenzoptimierter elektrochemische Entladungsreaktion und Generatoren mit extra großer Schwungmasse für die mechanisch-trägheits gepufferte saubere Stromerzeugung.

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    1. hb Beitragsautor

      Ein Campingwechselrichter erzeugt Oberwellen satt, das ist richtig. Aber der ist ja auch für die Kaffeemaschine gedacht. Man kann so etwas auch in gut realisieren.
      Habe heute zufällig den Preis der Maschine erfahren: knapp 30000 Euro plus Mehrwertsteuer.
      Unter den Voraussetzungen erwäge ich ernsthaft, ein etwas breiter angelegtes Selbstbauprojekt ins Leben zu rufen.

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      1. steffdeff

        Fünfstelliger Betrag war klar, aber 30.000,- € ist dann doch heftig. Das ist dann wieder nur etwas für die Amis und Asiaten. In Deutschland vermutlich nahezu unverkäuflich. Ein Selbstbauprojekt wäre sicherlich sehr hilfreich, notfalls auch ohne martialisches Anzeigeinstrument.

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  5. jj

    Ob die Namensgebung so geglückt ist, möchte ich mal dahin gestellt sein lassen. Im englischen Sprachraum dürfte Tank mit Panzer assoziiert werden.

    Gruß, Jürgen

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      1. jj

        Merkwürdige Vorliebe.
        Dann hoffe ich mal, dass Herr Meletzky nicht auf die Idee kommt, dort demnächst Verstärker namens Blitzkrieg zu offerieren. ;-).

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      2. Mathias

        Wenn es dann noch jemanden gibt der das im Verkaufsgespräch schön hart aussprechen kann … ein Teil des Erfolgs einer gewissen Combo im englischsprachigen Raum dürfte zu einem guten Teil auch dem besonders hart klingenden Namen zuzuschreiben sein. Dazu noch Musik im Dampfhammersound und ordentlich Show fertig ist die Laube 😀

        @jj:
        Diese „Gefahr“ sehe ich eher nicht …

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  6. hb Beitragsautor

    Hier sieht man ein bisschen mehr von dem, was so dran und drin ist: klick.
    Kleiner Tipp an den Hersteller: Wenn man schon auf den englischsprachigen Markt setzt und eine 110V-Version mit entsprechenden Anschlüssen bewirbt, dann sollte man vielleicht seine Rückwand auch korrekt beschriften: „Sinus“ auf Englisch heißt „sine“.

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  7. Frank G.

    Hallo,
    wenn das Gerät 48V Batteriespannung erzeugt, könnte man mit so einem Teilchen direkt eine Endstufe befeuern (ggf. mit ein paar Pufferkondensatoren parallel) anstatt da draus 230V zu erzeugen und die dann nochmal gleichzurichten.

    Oder ist das jetzt zu einfach vom Gedankengang her?

    Tschau,
    Frank

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    1. hb Beitragsautor

      Klar könnte man. Akkugespeiste Endstufen gibt’s (oder gab’s zumindest) ja auch. Aber das hier soll ja eine universelle Verwendbarkeit ermöglichen.

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  8. Mathias

    120kg weniger als gedacht und im ersten Moment dachte ich tatsächlich das sei ein neuer Monoblock von Herrn D’Agostino.
    Ich will nur überhaupt nicht wissen was der Spaß kostet obwohl so ein Tank mit Sicherheit jeden einzelnen Cent wert ist.

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