Lebensretter

Von allen mehr oder weniger seltsamen Kisten, die ich im Laufe der Jahre so gebaut habe, ist das hier die vielleicht am wenigsten sinnlose:

Das ist etwas, das ich seit Jahren auf der Agenda, aber nie den Ehrgeiz hatte, es tatsächlich mal zu realisieren. Bis neulich. Jetzt, wo das Ding im Einsatz ist muss ich sagen: ich Vollidiot. Hätte ich das mal 10, 20, 40 Jahre früher gemacht.

Nennen wir’s mal… den „In-Betriebnahm-o-maten“. Das ist ein Werkzeug, mit dem man netzbetriebene Anordnungen unter Spannung nehmen kann, ohne dabei um sein Leben fürchten zu müssen. Ja, ich weiß – Trenntrafo. Hab ich auch, aber in vielen Fällen ist das nicht das Richtige. Gerade Schaltnetzteile sind nicht zwangsläufig Fans davon, mit langsam von null an hochgedrehter Spannung betrieben zu werden.

Hinter dem Netzeingang (das ist da, wo die falsch herum eingesetzt PowerCon-Verbindung sitzt) gibt’s erst einmal einen Leitungsschutzschalter, der im Falle eines Falles abschaltet. Ab 2A Auslösestrom sind die handelsüblich, ich hab mal ein paar bis 10A gekauft. Das Ding ist hier relativ leicht austauschbar – je nach Leistungsbedarf des Verbrauchers.

DIrekt hinter dem Schutzschalter ist die Spannung für das Messdings abgegriffen. Das hatte ich mal für ein anderes Projekt beim Chinesen geordert, den Einsatz aber wieder verworfen. Es misst Strom, Spannung, Wirkleistung und (hier eher bedeutungslos) den Energieverbrauch. Die Genauigkeit ist gar nicht schlecht, wie der Quercheck mit einem Multimeter der besseren Sorte zeigte. Das Ding ist also an, sobald der Leitungsschutzschalter aktiv und vorne Strom dran ist.

Danach folgt der dicke Drehschalter – oder Trennschalter, wie das wohl korrekt heißen muss. Ein Drehstrommodell, von dem ich zwei Pole verwende, um beide Netzleiter zu unterbrechen. Wenn der freigeschaltet ist, geht die dicke rote Kontrollleuchte an und auf den Ausgängen liegt Spannung.

Derer gibt’s zwei: eine ganz normale Schuko-Geräteeinbaudose (von der ich den Klappdeckel abgesägt habe) und ein eigentlich für Lautsprecheranschluss gedachtes Druckklemmenterminal, das halbwegs gescheit isoliert ist. Das ist für Dinge ohne Netzstecker – soll’s ja mal geben.

An der Metallpolklemme ist der Schutzleiter aufgelegt – den braucht man ja immer mal.

Das Ganze steckt in einer aus Resten zusammengefrickelten ziemlich uneleganten Kiste, die definitiv nicht gängigen Sicherheitsstandards entspricht. Auch abseits dessen ist das jetzt kein Stück, mit dem ich mich zur Elektriker-Meisterprüfung anmelden würde. Aber unterm Strich löst das Ding mehr Probleme als es schafft. Seitdem ich die Kiste habe, schalte ich Geräte mit 40 Jahre alten Siebelkos und Surplus-Netztrafos aus DDR-Restbeständen deutlich angstfreier ein als vorher.

Das erste komplett mit Teilen aus der Wühlkiste realisierte HiFi-Gerät ist fertig, das ohne dieses Werkzeug wohl noch nicht laufen würde. Dazu in Kürze mehr,

6 Gedanken zu „Lebensretter

  1. Falk

    Ich habe etwas ähnliches, ohne die Messinstrumente, dafür aber mit einem eigenen FI-Schalter versehen. Bei längerem Nachdenken wäre in Deiner Box auch ein klassischer Not-Aus gar nicht falsch gewesen.Da geht sicher noch mehr. Mal nachdenken.Liebe GrüßeFalk

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    1. hb Beitragsautor
      Über einen fetten Pilztaster hatte ich natürlich nachgedacht. War mir letztlich aber, zumal dreiphasig, dann einfach zu teuer.
      Ein zusätzlicher FI-Schalter ergibt keinen Sinn, beim Erdschluss macht der in der Hausinstallation das schon.
      CU: Holger
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  2. Rafael

    Ja, wirklich ein sinnvolles Gerät. Designpreisverdächtig ist es nicht. Schön, wieder Beiträge zu lesen. Ich warte ja immer noch auf Deine Tieftonlösung für das große Multicellular- Horn…Rafael

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  3. Oliver Imle

    Feine Sache. Ich finde es auch optisch gut, erinnert bisschen an Robi, Tobi und das Fliwatüt .Aber der Sinn erklärt sich mir völlig. Ich benutze bei alten, unbekannten Teilen oder mit meinen rudimentären selbstgebauten Geräten gerne ein Verlängerungskabel und die Steckdose hinter der nächsten Zimmerecke

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