Frickelfest Essentials 2019

Ja, wieso denn nicht mal was an passend vorgeprägter Stelle veranstalten? Olli und Ralf haben da was genau Richtiges gefunden und einen großartigen Frickelfest-Ableger im niedersächsischen Worpswede ins Leben gerufen

Richtig. Worpswede, da war was: Da gibt’s diese 1889 gegründete Künstlerkolonie, die Generationen von mehr oder weniger bekannten Malern, Bildhauern, Architekten und Vertreter noch anderer Kunstfertigkeiten hervorgebracht hat. Warum also nicht frickelndes Volk für ein Wochenende in der kulturschwangeren Umgebung unterbringen? Hat geklappt, der Intervention der beiden Organisatoren sei Dank. Sie konnten den wunderschönen Diedrichshof dingfest machen und die Betreiber davon überzeugen, dass Frickler trotz nicht zu leugnender spezieller Defekte eigentlich ganz harmlos sind.

Ja, klar, der Geist der Veranstaltung ist natürlich ans große Frickelfest angelehnt, so war das auch gedacht: Ich hatte seinerzeit mal ein bisschen Reklame dafür gemacht, dass Leute mit entsprechendem Elan das Konzept lokal, gerne auf etwas kleinerer Flamme adaptieren – daher auch das „Essentals“ im Namen. Die Saat ist (noch) nicht so richtig flächendeckend aufgegangen, aber Ralf und Olli aus Bremen, die haben sich bereits zum vierten Mal die Orga für so etwas angetan. Mein Kompliment dafür – Dank sowieso.

Im Diedrichshof ging’s am Freitagnachmittag los. Micha und ich waren spät dran, die Luxus-Locations zum Installieren des mitgebrachten Zeugs waren natürlich schon weg. Machte gar nix, mit ein wenig Umräumen ließ sich die Lobby des Gebäudes in ein ganz ausgezeichnetes „Spielzimmer“ verwandeln. In dem fand dann auch noch das Setup von Alex bequem Platz. Natürlich hat’s ein bisschen gedauert, bis das alles wunschgemäß spielte, aber das ist ja immer so: Mal n Teppich hier „ausleihen“, die dahinten können bestimmt noch ein paar von den schön plüschigen Stühlen entbehren. Irgendwann passt’s dann und man geht zum gemütlichen Teil des Tages über.

Bei uns lieferte der Yamaha GT750 die Töne, den ich vor Jahren mal umgebaut habe. Darauf wohnt ein 14″ langer Clearaudio Unify, darunter hatte ich das unverwüstliche Audio Technika AT-5V geschraubt. Wenn Sie so’n Ding übrigens noch kriegen können – kaufen. Echt jetzt. Lohnt. Phonovorverstärkt haben wir mit ifi Audio und meiner Spezial-Stromversorgung (Klang + Ton 6/16), das tut ziemlich klasse.

Von da aus ging’s ein eine olle Rotel-Vorstufe, die Ralf uns freundlicherweise geliehen hatte. Als Endstufe machte Michas F6-Clone einen ganz hervorragenden Job.

Ja, Lautsprecher. Zwei Zehner und n Horn mit Druckkammertreiber, alles alte Bekannte. Darüber möchte ich noch nicht zuviel verraten, da ist nämlich ein bisschen mehr dran. Kommt in die nächste Klang + Ton. Uuuuund wird außerdem beim Analog Forum in Krefeld am kommenden Wochenende (02. + 03.11.) spielen. Natürlich bei Andrejs Staltmanis im Raum, ist doch klar ;-).

Und so ging dann der Abend in bewährter Manier ins Land. Nach dem wie üblich viel zu knappen Schläfchen begrüßte uns der Samstagmorgen mit erfreulich schönem Wetter. Den Fotografen freut’s ganz besonders, das Licht im Diedrichshof war lecker. Und draußen in den ausgedehnten Parkanlagen sowieso. Endlich Zeit, sich mit den ganzen mehr oder weniger konventionellen Konstruktionen zu beschäftigen, die die Leute so angekarrt hatten.

In Sachen Lautsprecher war alles vertreten: Von Horn bis geschlossen, von Bass bis Reflex und von Open bis Baffle. Angesteuert mit Sand oder Vakuum, schaltend oder nicht. Sehr viel selbstgemachtes Zeug, große Klasse.

Zwei Konstellationen möchte ich an dieser Stelle besonders erwähnen, so unfair das allen anderen gegenüber auch ist. Da wäre zunächst die faszinierende Rundum-glücklich-Lösung von Elke und Michael. Eines der ganz wenigen Paare in der Szene, das gemeinsam an der Realisation seines klanglichen Traums bastelt. Wobei „Basteln“ den Kern der Sache schon nicht mehr so ganz trifft, die zwei haben schon einen professionellen Anspruch an ihr Tun.

Tja. Und dann war da noch dieses Paar nachgebauter JBL 4430, das Falk und Uwe irgendwie ins Dachgeschoss in eine kuschelig kleine Kemenate gewuchtet hatten. Vor den Dingern habe ich größere Teile des Samstagabends verbracht und eine Menge großartiger Musik gehört, die ich vorher nicht kannte – das ist ja immer so bei den beiden. Was die JBL-Trümmer in der Dachkammer angerichtet haben, das war gemein. Und ich brauche endlich ein 2235H-Shirt. Dieser verdammte olle Fünfzehner ist einfach das Großartigste, was jemals in ein Reflexgehäuse geschraubt wurde. Ich muss es ja wissen, bei mir im Wohnzimmer spielen ja vier von den Pappen – zumindest näherungsweise.

An diesem Abend ist definitiv bei einigen Leuten die Entscheidung gefallen, dass ein Paar dieser Kisten ins Haus muss. Allen Beschaffungsschwierigkeiten insbesondere beim „Arschbackenhorn“ 2344A zum Trotz. Aber: Vielleicht kommt da was. Ich will noch nicht zuviel versprechen, aber es sieht nicht so schlecht aus für einen guten Nachbau davon. Nein, nicht das P-Audio-Ding, mit dem wir seinerzeit mal einen 4430-Klon in der Klang + Ton gebaut hatten, das ist endgültig Geschichte.

Schon wieder eine Nacht zum Tag gemacht, schon wieder viel zu wenig geschlafen – alles wie Immer. Nach dem ziemlich luxuriösen Frühstück haben wir unseren Kram wieder in den Kombi gestopft. Der Originalzustand der Lokalität war ziemlich schnell wieder hergestellt. Allerdings möchte ich nicht wissen, wie lange Olli und Ralf nach der Abreise der Teilnehmer dort noch malocht haben.

Was bleibt ist… tatsächlich eine Menge. Da wäre die Entscheidung fürs nächste private Lautsprecherprojekt (dazu in Kürze mehr auf diesem Kanal) und viele Erinnerungen an extrem entspannte und freundliche Mitmenschen. Und genau das muss die Essenz einer solchen Veranstaltung sein.

Bilder. Gibt’s jede Menge. Zum Beispiel von Micha, Uwe, Jochen und Olli. Und von mir.

9 Gedanken zu „Frickelfest Essentials 2019

  1. Hasenbein

    Moin,vielen Dank für den Bericht und die ansprechenden Bilder. Da wird so eine schöne Bandbreite des Hobbys „Musikwiedergabe“ gezeigt und ich freue mich schon sehr, auf dem AnalogForum etwas mir anschauen zu können.

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  2. Michael Vogel

    Hi Holger,klingen die 4430 wirklich so klasse? meinst du das kann mehr als deine großen Jbl-Monitore. Ich mach mir da ein bisschen Sorgen wegen des Hochtonbereichs, das 2344 kann doch bestimmt nicht mir dem Schlitzstrahler mithalten.Oder irre ich mich da?lg

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    1. hb Beitragsautor

      Sagen wir‘s mal so: Das klingt auf alle Fälle sehr gesittet obenherum. Dank des 100×100-Grad- Hochtöners außerdem sehr positionsunabhängig und nahfeldtauglich. Und der Bass macht so geile Sachen untenherum, wie das nur ein 2235H kann.
      Ob ich dafür meine Dicke wegtun würde? Natürlich nicht. Bei mir sind die Voraussetzungen ja auch andere.

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  3. Stephan

    Moin!Wie immer tolle Bilder!Frage: Auf einem der Bilder ist eine Uhr zu sehen. Wer hat die denn gebaut.Finde ich hochinteressant …Danke und Gruß vom westlichen NiederrheinStephan

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    1. hb Beitragsautor
      Diese Uhr im Speziellen ist eben kein kommerzielles Produkt sondern basiert auf einer Foreninitiative. Da aber ein gewerblicher Anbieter seine Markenrechte dadurch verletzt sah und juristisch gegen das Projekt vorging, sind jedoch mehr oder weniger alle Spuren dieser wirklich tollen Initiative getilgt worden.
      Bei Bedarf stelle ich gerne den Kontakt zum Erbauer her.
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      1. Thomas

        Hallo Holger,da staune ich aber. Solch eine Uhr ist schon vor Ewigkeiten in der make (oder sogar noch ct hacks) vorgestellt worden. Auf Arduinobasis. Und auch auf Instructables sind auch deutsche Exemplare vorgestellt.Also das mit den Rechten ist sicher wert hinterfragt zu werden.Viele GrüßeUxmahttps://shop.heise.de/katalog/wordclockhttps://www.instructables.com/circuits/howto/wordclock/

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        1. hb Beitragsautor

          Im Prinzip sind word clocks natürlich ein uralter Hut. Und ja, es gibt beliebig viele Variationen des Themas. Diese hier ist aber eine besondere Variante mit RGB-LEDs und wenn ich das richtig verstanden habe, dann war des der Stein des Anstoßes. Ich stehe da aber nicht sehr tief im Thema.

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        2. Micha

          Hallo,hier spricht der Erbauer der Uhr den Holger oben erwähnte 😉 Wenn du (Thomas) eine CNC hast oder den Siebdruck beherrscht, kann dir keiner verbieten diese Uhr für dich nach zu bauen.Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Die Frontplatte, sei es Acryl o. Edelstahl ist genau der Teil der Uhr, der die meisten willigen Nachbauer davon abgehalten hat dieses auch tatsächlich zu tun.Genau aus diesem Grund wurden die Frontplatten durch Sammelbestellungen für viele erst verfügbar und das noch zu einem erschwinglichen Preis. Sowohl in Acryl als auch in Edelstahl.Auf dieses Designmerkmal der Uhr hat diese Firma einen sehr weit gefassten Gebrauchsmusterschutz. Das ging sehr lange gut, auch weil besagte Firma sich wohl einiges vom Nachbau abgekupfert und in ihre eigene Uhr hat einfließen lassen. Bis dann Post von den Anwälten kam und die sitzen was das monetäre angeht am längeren Hebel. Wenn du dann als derjenige d er die Sammelbestellungen koordiniert hat auf einmal 4-stellige Summen berappen musst, dann ist das nicht mehr lustig und vor allem nicht mehr tragbar. Was du auf der ct‘ oder der instructables Webseite findest sind nur Anleitungen zum Nachbau. Da verkauft dir keiner die Frontplatte 🙂 Damit wären wir dann wieder bei dem Punkt „Wenn Du eine CNC hast…“ Ich weiß, auf bei Amazon gibt es so etwas wie eine Wortuht zu kaufen, aber das ist absolut nicht mit dem zu vergleichen, was Original o. Nachbau qualitativ zu bieten haben o hatten. Die unterscheiden sich schon sehr. Und es steht jedem frei, eine Löschung des Gebrauchsmusterschutzes zu beantragen ;-)Micha

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