Frickelfest 2019

Wassn Glück – die großartigste Audioveranstaltung auf dem dritten Planeten des Sonnensystems ist zurück: Das Frickelfest hat seine neue Heimat gefunden.

Und das hätte durchaus schiefgehen können: Nach dem etwas unerfreulichen Ende unseres Engagements im Kloster zu Hedersleben (Sachsen Anhalt) fand sich trotz ziemlich intensiver Bemühungen keine Lokalität, die das 2018er Frickelfest einigermaßen adäquat hätte beherbergen können oder wollen. Ergo: 2018 war Pause.

Im Herbst 2018 dann ein Hoffnungsschimmer: im Oberbergischen Land – das ist der Uneingeweihten kaum bekannte und nur geländegängig ausgerüsteten Menschen zugängliche Teil des Rheinlandes – fand sich mitten im Wald, richtig, abermals ein altes Kloster. Es heißt „Kloster Ommerborn“, wurde erst 1922 erbaut und befindet sich seit Kurzem im Besitz einer holländischen Familie, die das gute Stück renoviert hat und als Event-Location vermietet. Sogar an so komische Leute wie das frickelwütige Volk :-).

90 Leute waren’s, die sich am verlängerten Fronleichnamswochenende (Mittwoch bis Montag) in den nicht mehr ganz so heiligen Hallen einfanden und, dem allgemein sehr positiven Echo nach zu urteilen, überhaupt keine Probleme hatten, sich die neuen Räumlichkeiten untertan zu machen. Insgesamt verteilen wir uns auf fünf Etagen, was logistisch nicht gänzlich ohne Herausforderungen ist, letztlich aber prima funktioniert hat. Zu einer Handvoll ziemlich großer bespielbarer Räume gesellen sich so knapp zehn größere Gästezimmer, die sich ebenfalls als „Spielzimmer “ bewährt haben. Die Verpflegung haben wir in die Hände eines lokalen Caterers gelegt (sehr empfehlenswert: Peffer un Salz) – das hat ausgezeichnet funktioniert. Genau so wie das mit den Getränken auf Kommission von ortsansässigen Bierdealer.

Das interessiert Sie alles mal so gar nicht, sie wollen Geschichten über den angeschleppten Kram hören? Da gehört – wieder einmal – unser Johannes aus Hamburg in die erste Reihe, der immer mit Dingen kommt, die so ganz anders sind als das, was die anderen so machen. Wie zum Beispiel ein Paar ziemlich großer und grüner Lautsprecher, dessen Einzelteile mit viel Zeit- und Materialeinsatz einem 3D-Drucker entsprungen sind.

Satte 14 Kilogramm PLA hat der Mann verdruckt, um die Einzelteile seines zweiwegigen Rundumstrahlers zuwege zu bringen, die er vor Ort mit Aceton zusammengeklebt hat. Die Filterentwicklung wurde ebenfalls „on the fly“ per MiniDSP erledigt, der Subwoofer ist von der ausgeliehenen Sorte. Hat ausgezeichnet funktioniert, wenn ich das mal so sagen darf.

Das war nicht die einzige beachtenswerte Installation in der alten Klosterkirche – da wäre zum Beispiel noch Ralfs Schneckenhorn, ganz im Geiste der alten Western-Electric-Klassiker realisiert. Wo Hörner sind, da sind Röhrenverstärker meist nicht weit, und so war’s auch. Besonders extrovertierte Exemplare haben unsere beiden „Neufrickler“ aus Luxemburg mitgebracht, wie zum Beispiel diese Prachtstücke:

Zur Realisation dieser Preziosen gab’s dann auch gleich einen Vortrag – lobenswert.

Das Frickelfest ist traditionell keine reine „Show-and-tell“-Veranstaltung, viele Dinge entstehen erst am Ort des Geschehens, und das genau ist auch der Sinn der Sache. Diese Herren hier zum Beispiel haben durchaus nennenswerte Mengen von Lötzinn geschmolzen:

Ich selbst bin mit wenig Selbstgebautem, dafür aber mit einem Paar originaler Klipschorns angereist, die, das muss man der Fairness halber sagen, trotz großzügiger Raumverhältnisse und feinsäuberlicher Einpassung in die Raumecken ziemlich unterirdisch gespielt haben – kann passieren.

Der Kenner erspäht auf dem Panoramaschuss natürlich sofort das Paar JBL LE-14A halb rechts, das unbedingt mit mir nach Hause fahren wollte und seit ein paar Wochen damit beschäftigt ist, seine neuen Sicken weichgeknetet zu bekommen. Da kommt noch was – garantiert.

Ebenfalls auf dem Foto zu sehen: Cheap Trick 290, einer der besten Lautsprecherentwicklungen, die wir bei der Klang + Ton in den letzten Jahren hinbekommen haben. Zwei andere Boxenpaare, die in die gleiche Kategorie fallen, waren ebenfalls da und machten überaus viel Laune: die Celeste – natürlich an dem großartigen CL6-Verstärker von Michael Kaim und die als „Klein-Phi“ (zuwenig) bekannt gewordene 81/18, die völlig zu Unrecht nie die Anerkennung bekommen hat, die sie verdient gehabt hätte: Zwei knochenharte Monacor-Zehnzöller und ein Riegel aus acht Visaton FRS 5 X – das prügelt wie die Hölle.

Und dann war da natürlich noch die Truppe um Falk und Uwe, die das Frickelfest ja schon seit vielen Jahren mit erfahrungsgemäß großartigem Sound und einer fein vorbereiteten Choreografie veredeln: In diesem Jahr gab’s die aktuelle Version des Dreiwege-Hornböllers „Okolyt“ – fragen Sie mich nicht, was genau da gerade ans Altec-Mittelhochtonhorn geflanscht ist und welcher Fünfzeher in den von Hornkönner Wolfgang Nickl konzipierten Falttrichter ballert. Als Antrieb fungierten abwechselnd ein 807-Röhrenpaar und Falks berüchtigter „Zwölfzylinder“ mit eben sovielen EL34, der zwischenzeitlich aber die Segel strich und erstmal nicht zu einer weiteren Zusammenarbeit zu überreden war. Jedenfalls gab’s im ehemaligen „Partykeller“ (oder was auch immer das früher mal gewesen sein mag) die legendären „Grenzwellen“, höchst spezielle Musikabende, in diesem Jahr mit so großartigen Themen wie einem Dark Side Of The Moon – Abend (richtig, alles mit Coverversionen des PF-Klassikers) oder „90er-Pop“ von Slayer, Sepultura und Pantera. Das war so laut und brachial – da musste ich nach ner Stunde oder so aufgeben, ich weiß, ich werde alt… Und da war da noch der „Mädchenabend“ mit Okkyung Lee, Areni Akbabian, Anna von Hausswolff, Puce Mary und Hildur Gudnadottir – sehr großartig.

So. Das soll’s für den Moment gewesen sein. Die gute Nachricht lautet: Das machen wir wieder so. Die komplette Logistik ist schon fürs nächste Jahr bestellt und im Falles des Klosters auch schon angezahlt. Bis es soweit ist und der Eine oder andere sogar die Chance erhält, selbst mal beim Frickelfest mitzumachen, wären da noch rund 750 Fotos zu begucken – nämlich genau hier.

Wenn’s Fragen gibt – immer her damit.

3 Gedanken zu „Frickelfest 2019

  1. Hannes schrotter

    Hallo HolgerAuf den Fotos ist unter anderem ein Mono Sato Horn zu sehen mit Altec 806 Treiber.Hast du da vielleicht ein zwei Infos dazu?Wird da der Altec 806 Treiber so tief eingesetzt?Danke und Grüße hannes Schrotter

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    1. Ralf Jauck

      Hey Hannes, sehe ich ja jetzt. Mit der Altec 800 er Weiche. Also nicht Perfekt. Bass war viel zu Präsent. Macht trotzdem Spaß. Mittlerweile gibt es anderes.LGRalf

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  2. Harry Kusch

    Hallo Holger, nette Veranstaltung und auch deine Schreibe hat was. Immer wieder schön zu sehen was es so Alles gibt, abseits vom Mainstream. Ich finde es echt toll. Gruß Harry

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