Frickelfest 2016

ff16_a02Ehrlich, ich versuch’s. Ach nee, besser: Ich versprech’s: Nie wieder wird meine Berichterstattung über eine der wiederkehrenden Veranstaltungen mit: „Neulich war es wieder soweit“ beginnen. Das ist nämlich einfallslos und nichtssagend. Vielleicht besser so:
Irgendwann wird der letzte willige Asiate seinen 400000-Dollar-Lautsprecher haben, das letzte Kabel aus Meteoritenstaub gepresst, jedes Feld im Raum harmonisiert und die Audio-High-End-Industrie in sich kollabiert sein. Hoffentlich habe ich bis dahin die Rente durch und kann mich besser auf den alljährlichen Fronleichnams-Trip nach Sachen Anhalt vorbereiten. Das tut nämlich Not, um ungestört auch das letzte Bisschen Kreativität, Genialität, Subversivität, Qualität und Radikalität aufsaugen zu können. Nirgendwo sonst ist das Thema Audio so facettenreich, unbekümmert und spaßig wie hier.
Die erschütterndsten Nachrichten vom diesjährigen Fest zuerst: Abermals wurden Teilnehmer gesichtet, die Alkohol konsumierten. Wieder einmal wird das Wasser auf die Mühlen derjenigen sein, die diese und ähnliche Veranstaltungen lediglich als Zusammenrottung verachtungswürdiger Individuen mit dem Ziel sehen, sich das Bewusstsein möglichst nachhaltig zu trüben.ff16_a03Tatsächlich haben die Dinge in diesem Jahr noch viel tragischere Dimensionen angenommen: Es wurde gar mit Schusswaffengebrauch gedroht.ff16_a06Der selbstverständlich einzig mögliche Weg zur Absolution: die Kirche. Da nämlich waren wir in größerer Runde am Samstagmorgen. Allerdings, das muss ich zu unserer Schande gestehen, nicht wirklich im Büßergewand, sondern mit kulturellem Interesse. Und dann auch nur in einer längst säkularisierten Kirche.ff16_a04Im benachbarten Halberstadt nämlich spielt man in der Burchardikirche seit 2001 ein Orgelkonzert namens „As Slow As Possible“, kurz „ASLAP“, vom Avantgarde-Komponisten John Cage. Und wie „slow“ tatsächlich „possible“ ist, demonstriert man in Halberstadt nachdrücklich: 639 Jahre lang braucht die Aufführung des gesamten Stücks. Mehr dazu hier. Das hört sich alles sehr schräg an, wir fanden’s aber hochgradig spannend und inspirierend. Das wird auch irgendwie Folgen haben – warten Sie mal bis zum nächsten Frickelfest.
Der Ton, den wir dort zu hören bekamen läuft bereits seit 2013, der nächste „Klangwechsel“ steht 2020 an. Die John-Cage-Stiftung gedenkt das Ereignis, wenn’s soweit ist, gebührend zu feiern – herrlich skurill, das Ganze.

So richtig HiFi? Klar, gab’s auch. Sogar mehr als jemals zuvor. Mit teilweise exzellentem Sound. Was auch dem Umstand geschuldet ist, dass wir von Jahr zu Jahr mehr akustisch wirksames Material ins Kloster karren und die raumakustischen Verhältnisse mittlerweile teilweise wirklich nicht schlecht sind. Ich habe meine Spielsachen wieder einmal mit denen von Jochen und Frank in einen Raum gestellt. Jochen und ich haben jeweils dreiwegige Hornkonstruktionen installiert.ff16_a05Der werte Herr Schröder präsentierte ein höchst spannendes offenes Konstrukt, bei dem hölzerne Schneeschaufeln eine wichtige Rolle spielten. Das war so großartig, da erzähle ich noch mal separat was zu. Bis dahin wünsche ich viel Spaß beim Bilderkes kucken. Meine sind über die Fotos hier verlinkt, die ganze Rutsche gibt’s hier – das werden in der nächsten Zeit sicherlich noch deutlich mehr.ff16_a01

5 Gedanken zu „Frickelfest 2016

  1. Niels

    Hallo Holger,
    ich weiß – Du hast viel um die Ohren…………aber wolltest Du nicht noch was Ergänzendes zu dem „Schneeschaufel“ – Lautsprecher sagen???????

    Gruß
    Niels

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  2. Niels

    wohl wunderschöne Stimmung in der Truppe – die Bilder zeugen davon!
    Auf einen weiteren Hinweis auf das „Schneeschaufelprodukt“ warte ich gespannt!!!

    Gruß
    Niels

    Antworten
  3. António da Silva

    Vielen dank für die schönen Bilder die wie immer erste klasse sind.
    Auch schon im Portugiesischen Analog Forum geteilt.

    MFG

    António da Silva

    Antworten
  4. U. Herrmann

    Hallo Holger,
    herzlichsten Dank für die tollen „amtlichen“ Bilder von dieser herrlichen Veranstaltung!
    Schon beim durchblättern kommt wieder diese angenehm entspannte Stimmung auf. Freu‘ mich schon auf’s kommende Jahr,
    Ulrich

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