ETF 2014 – bye, bye Berlin

Die 2014er Ausgabe des European Triode Festivals war die insgesamt fünfzehnte, die dritte in Berlin und damit, gemäß den Statuten der Veranstaltung, die letzte in den Räumen des Teikyo Hotels in Berlin-Schmöckwitz.etf14_600_01Ich werde ihn vermissen, den dezent-muffigen Charme der ehemaligen DDR-Kaderschmiede. Mein Beifall gebührt allen, die die Veranstaltung während der drei letzten Jahre so reibungslos über die Bühne gebracht haben: Frank, Thomas, Micha, Andreas, Basil, Felix, Klaus, Michi, Stefan (thx Frank für die Liste ;-)) – eine gute Organisation erkennt man daran, dass man nichts von ihr merkt, und das habt ihr in beeindruckender Manier hinbekommen.etf14_600_05Der Preis für das maximal mögliche Maß an Wahnsinn geht in diesem Jahr zweifellos an die Delegation aus Japan, die erstmals am ETF teilnahm. Die folgenden Worte leihe ich mir von Thomas Schick, die treffen den Nagel auf den Kopf: Einige der japanischen Teilnehmer hatten ihr Heimatland noch nie verlassen, geschweige denn einen anderen Kontinent besucht. Und das mit 300 Kilogramm Eisen, Röhren und anderen Teilen im Gepäck, um dann von einem Typen in einem alten Feuerwehrauto abgeholt zu werden. Aber keine Spur von einem Kulturschock, solange der Lötkolben heiß war, fühlten sich alle zuhause.
Programm? Gab’s reichlich. Wie üblich, habe ich von den diversen Vorträgen nicht allzu viel mitbekommen, aber Frank Wogatzkis Schellack-Veranstaltung war großartig.etf14_600_02Was auf den alten Scheiben (wir haben Beispiele aus den Jahren 1917 bis 1947 gehört) an musikalischer Qualität sowieso, aber auch technisch drauf ist, das hat mich schwer zum Staunen gebracht.

Und die JBL 4355? Sie hat ihre erste Feuerprobe zweifellos bestanden. Wenngleich sie noch einige Geheimnisse in petto hat, die es ihr jetzt erst einmal zu entreißen gilt: So war die einzige Endstufe, mit den wir die beiden parallelen Fünfzehnzöller pro Seite richtig gut zum Spielen bekommen haben, die gerade mal vier Watt leistende EL156-SE-Endstufe von Olli. Alles andere, von 1625 PP über diverse SymAsym-Varianten bis hin zu einer ausgewachsenen PA-Endstufe klang dick und müde an den Bässen. Sehr erstaunlich.etf14_600_04Zwischenzeitlich hatten wie einige Kombinationen, die wirklich gut gingen. Frank Blöhbaums beeindruckende Röhren-Aktivweiche (Filter sechster Ordnung in Subtraktivtechnik, insgesamt 22 Röhren) funktionierte ausgezeichnet, Ollis deutlich schlichtere 12-dB-Lösung (ebenfalls in Röhrentechnik) ließ uns jetzt aber auch nicht schreiend davonlaufen. Von der Box jedenfalls wird’s noch viel zu berichten geben, das steht schon mal fest. Kleiner Wehmutstropfen in diesem Zusammenhang: Eines der Basschassis hat den Rücktransport nicht heil überstanden. Ärgerlich, aber nicht zu ändern.

Und wie geht’s weiter mit dem ETF?
Die nächsten drei Jahre kehrt die Veranstaltung zurück zu ihren Wurzeln, sprich: nach Dänemark. Bis wir uns den Ort „Tisvildeleje“ merken, geschweige denn korrekt aussprechen können können, wird’s sicherlich ein wenig Zeit brauchen – aber wir arbeiten daran. Und der Transport von größeren Mengen Zeugs über 750 Kilometer von Duisburg aus schreckt uns auch nicht, das ist schon beschlossen.
Bis dahin bleibt und allen nur, es auch weiterhin immer schön glühen zu lassen.etf14_600_03Und wer immer noch nicht auf ein Bild geklickt hat: Hier gibt’s die meine Bilder von der Veranstaltung.

22 Gedanken zu „ETF 2014 – bye, bye Berlin

  1. Roberto Weberndorfer

    Das die JBL mit der PA-Endstufe eher müde geklungen hat wundert mich nicht sonderlich. Je hochwertiger die Treiber sind umso mehr sperren sie sich gegen rohe Kraft,…die wollen gestreichelt und nicht geprügelt werden. Meine Erfahrung ist,..je höher die Verstärkerleistung umso mehr leidet die Auflösung.

    Grüße aus dem Schwabenland

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  2. Ralf Raudonat

    Hallo Holger,
    wieso willst Du weinen? Die Filter sind doch nur kurz (zum Einspielen ;-)) bei mir. Sobald Frank bei mir auftaucht, sind sie wieder weg. Ich dachte die Filter waren speziell für Dein Projekt gebaut. Deshalb muss ich ja auch meine Version umbauen, denn ein zurück geht nicht mehr.
    Bye Ralf aka raudi

    PS.: Danke für den korrigierten Link.

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  3. raudi

    Hallo Holger,
    glücklicherweise hast Du Franks Aktivfilter nicht mitgenommen. So waren die Filter in meinem Gepäck, um sie ausgiebig zu testen. Wow – nun muss ich meine Version, die mehr als zufriedenstellend seit dem ETF 2013 in meiner Kette spielten, umbauen. Hier sind die in Aktion.
    Hoffentlich muss ich sie erst im neuen Jahr weitergeben.
    Ralf aka raudi

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      1. Roberto Weberndorfer

        Danke für die Info,…mit Brille wär das nicht passiert!
        Auch wenn es nur 15 Leute waren,….vor so einer abgefahrenen Truppe
        werden die nie wieder spielen,…..wenigstens ein kleiner Trost!

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  4. Alex

    Hi Holger,

    was soll ich sagen? Einfach sensationell, wie Du die offensichtlich tolle Stimmung der Veranstaltung eingefangen hast. Schade, dass ich zu dämlich bin, Stoff für eine Teilnahme beizusteuern. Das würde ich gerne einmal erleben…

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    1. hb Beitragsautor

      Ja, genau. Weil du ja nie irgendwelche vorzeigbaren Projekte auf die Reihe bekommst und immer nur Lautsprecherkatastrophen ablieferst. Scherzkeks ;-).

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  5. RogerJulien

    Moin Holger,

    klasse Bilder, danke dafür.
    Das Bändchen auf dem dritten Bild hat mein Interesse geweckt. Gibt es mehr Info dazu? Polschuhe, Luftspalt, Wirkungsgrad etc.
    Kann man soetwas sogar selbst bauen?

    Gruss Roger

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    1. hartmut

      der Bändchenhochtöner ist ein Ableger vom „Vollbereichs-Hochempfindlichkeits-Bändchen“-Projekt vom Ralph von Ende der 90er Jahre. Das Bändchen spielt dann mit einem schallwandlosen 18-Zöller von JBL zusammen, Trennfrequenz ca. 250-300 Hz. Es ist aber kein Alustreifen, sondern eine aluminierte Folie, auf der Trennbahnen hineingeätzt sind, so dass auf Übertrager verzichtet werden kann. Die Vollbereichsversion hat der Ralph auf dem ETF in Langenargen gezeigt, 2004, guxtu hier: http://www.tnt-audio.com/shows/etf04_e.html.

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  6. Roberto Weberndorfer

    Was sich da an geballtem Wissen und Können auf der EFT trifft ist schon sehr beeindruckend. Tolle Bilder wie immer,….sehr inspirierend,…ein ganz besonderes Kompliment an die gebeutelte Japan Fraktion,….Röhren verbinden über die Kontinente,gibt es ein schöneres Kompliment an die Veranstalter.
    Das die JBL schon bei ihrer Jungfernfahrt ein blaues Auge bekommen hat tut weh!!
    Gib dem Baby etwas Zeit,..da ist ja noch nicht einmal die Nabelschnur durchtrennt und sie soll schon richtig laufen können! Klar das die noch müde klingt,…in drei Monaten ist die wach!. Gut Ding braucht weil,…

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  7. Olli

    Klasse Bilder Holger!!!!
    Leider bin ich einmal sehr unvorteilhaft getroffen.
    Ich sehe jetzt ein:
    Ich muss dringend abnehmen. Ganz dringend.
    Mathias, ich fordere Dich zum Abspeckduell!
    🙂

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    1. Mathias

      Olli, mein Lieber mit Dir gehe ich gerne ein Duell an! Das Bild hier http://holgerbarske.com/ff13/hb/slides/ff13_017.html ist auch schon eine 5,0 auf der nach oben offenen Sumo-Skala und ich denke da liegen wir momentan beide drüber und von daher muss was passieren 😉

      Aber wird schon wir telefonieren die Tage mal, gelle?

      Liebe Grüße,
      Mathias

      p.s. und nun ran an die Fotos von Holger die ja wieder sehr gelungen sein sollen wie mir die Spatzen schon gepfiffen haben 😀

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  8. Hannes schrotter

    Hallo holger

    Danke für die wie immer sehr gelungenen photos.
    Gibt es vieleicht mehr infos zur 12db aktivweiche in röhrentechnik?

    Schöne grüsse
    Hannes

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    1. hb Beitragsautor

      Das hier dürfte sie sein. Wenn ich mich nicht täusche, 3x 6SN7 pro Kanal, mehr weiß ich nicht. Vielleicht erzählt Olli noch was dazu, wenn er seinen gewichtsbedingten Gram überwunden hat ;-).

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  9. ui2

    Also, ich bin platt Holger:
    So tolle Bilder vom ETF mal wieder!
    Super!
    Freue mich sehr darüber und stelle akut schnell steigendes Röhrenfieber bei mir fest.
    Hoffe das Du Deine Rüsselpest schon einigermaßen überstanden hast?
    Grüße,
    Ulrich

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