Analogforum – das dicke Ding

Also bin ich heute brav nach Krefeld gefahren und habe mir, wie angekündigt, das diesjährige Analogforum angesehen. Das war (respektive „ist“, denn morgen geht’s ja noch weiter) eine sehr angenehme Veranstaltung, die den typischen Charme einer Hotelmesse hat – mit allen dazugehörigen Vor- und Nachteilen. Mit rund 30 Ausstellern hat das Ganze eine angenehme Größe, und man kann jede Vorführung an einem Tag besuchen, ohne sich übermäßig zu hetzen.

Wie üblich, reicht die Qualität des Geboten von „unterirdisch“ bis „sehr ordentlich“ – und ein jeder wird komplett verschiedene Ansichten davon haben, was in welche Kategorie gehört. Ich spare mir an dieser Stelle die Auflistung aller Eindrücke, sondern kapriziere mich auf das wahrscheinlich extrovertierteste Exponat der Veranstaltung: einen monumentalen Dreiwegelautsprecher, gebaut von Norbert Gütte. Das System besteht aus einem Onken-Bassteil mit Altec-Fünfzehnzöller, einem ziemlich gewaltigen Horn nach Sato und einem Ringstrahler für den Hochtonbereich. Befeuert wird das Ganze von einer aktiven Transistorelektronik, zugespielt haben eine Platine Verdier und eine Röhren-Phonovorstufe.

Der Raum, in dem dieses Spektakel steht ist erheblich zu klein, Hörabstände von mehr als vielleicht zwei Metern sind nicht drin. Denkbar ungünstige Voraussetzungen für einen solchen Trümmer also, aber die Realität straft das Lehrbuch wieder einmal Lügen. Tatsächlich nämlich klingt’s nicht schlecht. Mich wundert’s immer wieder, wie solch große Hornsysteme akustisch auf die Größe eines Zweiwege-Regalböxchens schrumpfen können – das passiert auch hier. Das Ganze spielt so sanft, zurückhaltend und unspektakulär, dass man die intuitive Angst vor den großen Tröten schnell ablegt. Das Klangbild ist auch bei der geringen Hörentfernung kaum zerrissen und erstaunlicherweise von sehr wenig Hornverfärbungen geprägt.

Natürlich ist das nicht das, womit der durchschnittliche Musikhörer sein Wohnzimmer vollstellen will (und kann), aber eine interessante Erfahrung ist der Klang so eines Konstruktes allemal. Wenn Krefeld für Sie in erreichbarer Nähe liegt, gönnen Sie sich das Ding morgen mal – es lohnt sich.

3 Gedanken zu „Analogforum – das dicke Ding

  1. Ralph Weber

    Ja, das war er. Mein persönlicher „bester Klang der Show“. Ein Klang der mich sofort beim Eintreten in den Raum gefesselt hat. Die Unmittelbarkeit der Tonentfaltung, hier schien nichts zwischen Musikern und Hörer zu sein, die sehr realistische Bühne trotz geringem Hörabstand und das insgesamt natürliche Klangbild ließen mich mehrmals in diesen Raum zurückkehren und andächtig der Musik lauschen. Das war schon ziemlich „wie live dabei“. Danke!

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  2. Frank Gales

    Für mich der beste Klang der Show. Einer der wenige Räume in denen der Klang so unaufdringlich gut war, dass ich nicht über Klang nachgedacht habe. Norbert Gütte ist mir auch sympatisch.

    Fettes Teil.

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  3. Sigi

    Jaaaaa, das war auch der Raum den ich mehrmals besuchte, und in dem ich am längsten verweilt habe. Für mich Aas „Altec-Fan“ ein wirkliches Highlight dieser Messe. Kein Schnickschnack wie Resonanzoptimierte Plattenbeschwerer, Glaskristalle im Raum, Klangschalen oder anderes Esoterisches Zeugs……nur Musik. Danke Herr Gütte!!

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