4 Nikonians

Vor langer Zeit habe ich mal angekündigt, an dieser Stelle hier und da auch mal was zum Thema Fotografie und Kameragedöns zum Besten zu geben. Mache ich jetzt, auch wenn eigentlich die Westdeutschen HiFi-Tage und die Frickelfest Essentials zuerst dran gewesen wären – kommt sofort nach dem hier, versprochen.

Wer mich schon mal da draußen irgendwo getroffen hat, der weiß, dass ich dazu neige, dicke Nikon-Spiegelreflexkameras durch die Gegend zu schleppen. Tatsächlich macht mir das nichts aus, auch wenn es im Lager der Spiegellosen natürlich mittlerweile eine (okay, anderthalb) Alternative(n) dazu gäbe – aber ich bin einfach noch nicht soweit, einem Spielekonsolenhersteller professionelles Equipment zu glauben.

Und weil der „Ich-brauch-ne-neue-Kamera“-Reflex nach langen Jahren (meine gute alte D3s, mit der ich locker 90 Prozent aller Bilder auf dieser Seite und sonstwo gemacht habe, nutze ich mittlerweile seit neun Jahren), habe ich mir ne Df gegönnt. Nicht, dass das eine von beliebig viel Vernunft getragene Überlegung gewesen wäre, aber der Preis war gut und das Fleisch schwach.

Das ist eine eigentlich ganz lecker gemachte Retro-Knipse, die in Sachen Optik und Bedienung an die großen Nikons der Analog-Ära angelehnt ist – leider nicht in Sachen Verarbeitung. Haptisch ist der billig wirkende Plastik-Body nämlich kein Vergleich zur Magnesium-D3s, auch meine D800 fühlt sich erheblich hochwertiger an als die Df. Gut anfassen lässt sie sich wegen des viel zu kleinen Griffs auch nicht, aber diesbezüglich bin ich verwöhnt – nichts lässt sich so gut und über lange Zeit ermüdungsfrei bedienen und herumtragen wie ein Pro-Body von Nikon. Sage ich mal so als Jemand, der seine Kameras fast immer ohne Gurt betreibt und deshalb ständig in der Hand hat.

Technisch tut das Ding gut. Der 16-Megapixel-Sensor ist der aus der D4, die RAW-Files rauschen tatsächlich noch etwas weniger als die aus der 12-MP-D3s. Die D800 (36 MP) stinkt diesbezüglich ab und ist eigentlich eine Studioknipse. Die liefert, wenn man’s drauf anlegt aber die qualitativ besten Ergebnisse der drei. Megapixel sind mir übrigens völlig Latte, ich habe jahrelang glücklich und zufrieden mit einer 4-Megapixel-D2Hs fotografiert. Der Geneigte darf sich gerne nochmal meine frühen ETF- und Frickelfest-Bilder ansehen. Es gab auch mal einen „LP“-Titel, die mit jenem Gerät fotografiert war, was keiner gemerkt hat.

Der Autofokus ist okay, reißt aber keine Bestmarken, womit er sich in bester Gesellschaft mit dem meiner beiden anderen Nikons befindet. Das Bedienkonzept ist eigentlich schön, weil’s für alle wichtigen Funktionen Drehräder nach alter Väter Sitte gibt. Das klappt gut, ist aber fotografisches Slow Food. Die D3s kann ich blind bedienen und alle relevanten Dinge variieren, ohne das Auge vom Sucher zu nehmen. Das geht hier gar nicht, schon deshalb nicht, weil man die meisten Drehknöpfe oben auf der Kamera vor dem Betätigen entriegeln muss. Das hat mich die erste Stunde lang echt genervt, mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt und find’s eigentlich ganz cool – die Kamera zwingt mich zum entschleunigten Fotografieren, was ja vielleicht auch nicht so schlecht ist.

Die DF „verdaut“ SDXC-Speicherkarten. Das ist okay, sie stellt auch keine dramatischen Geschwindigkeitsanforderungen. Warum auch – Video kann sie gar nicht und mit fünfeinhalb Bildern pro Sekunde bricht sie ebenfalls keine Rekorde. Auf eine 64-GB-Karte passen über 1600 Aufnahmen (14-Bit-RAW unkomprimiert), das reicht mir so gerade ;-).

Zur Kamera gehört ein Objektiv, nämlich ein Special-Edition-1.8/50 mm. Nicht unbedingt meine Lieblingsbrennweite, deshalb hatte ich auch lange keins mehr. Die Kit-Linse macht ihre Sache tatsächlich erheblich besser als ich erwartet hätte. Sie schafft ein ganz hübsches Bouqet und ist ordentlich scharf – das gefällt. Das Plastik-Feeling bei einem Gesamtgewicht von niedlichen 187 Gramm nicht – sry, da bin ich von der alten Schule.

Die Df und ich waren heute gegen Abend mal ein bisschen spazieren. Ich hab‘ mein 2.8/17-35 mm drauf getan und ich glaube, die Kombi gefällt mir ganz gut. Hier jetzt groß Ergebnisse einzustellen und Pixel-Peeping zu betreiben halte ich nicht für besonders sinnvoll, meine Bilder macht letztlich eh Photoshop. Was ich allerdings schon sagen kann ist, dass in den 14-Bit-RAW-Files der Df reichlich Reserven drinstecken. Das ist gut, das kann ich brauchen, weil ich relativ viel an meinen Fotos „drehe“.

Vielleicht werden wir noch Freunde, die Df und ich, so genau weiß ich das noch nicht. Vielleicht gönne ich ihr noch einen Zusatzhandgriff, damit mein kleiner Finger nicht immer in der Luft hängt, was mich nämlich ziemlich nervt. Wenn sich in den kommenden drei Wochen keine echte Antipathie zwischen uns beiden entwickeln sollte, dann fotografiere ich mal das Analog-Forum in Krefeld damit.

Schön langsam, gemütlich und ein kleines bisschen analog.

3 Gedanken zu „4 Nikonians

  1. Arnim Loets

    Zum Thema „Spielekonsolenhersteller“. Sxxy hat damals Minolta gekauft. Die standen zwar nie für Profi- jedoch für gute Konsumerkameras. Demnächst kauft man dann eine Systemkamera vom Apple Konzern. Die Zeiten ändern sich immer schneller…Nichtsdestotrotz finde ich Deine Bilder von letzten Frickelfest klasse :)GrußArnim

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    1. hb Beitragsautor

      Ich gebe zu, dass das mit dem Spielekonsolenhersteller ein wenig provokant war. Immerhin hat Sony seit Jahrzehnten sehr professionelle Broadcast- und Videoabteilungen und eigentlich sollten die auch wissen, wie man die Fotowelt entsprechend bedient. Mit dem Thema A9 / A9 II bin ich auch noch nicht ganz durch.

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